Berlin. An heißen Tagen kann die Wärmepumpe für kühle Räume sorgen. Ein Experte erklärt, was wie das geht – und was man keinesfalls tun sollte.

Eingebaut werden sie als Heizungen, aber viele Wärmepumpen können mehr: An heißen Tagen lässt sich mit manchen Geräten auch das Haus kühlen. Julian Schwark, Schornsteinfeger und Energieberater, erklärt, was Besitzer dafür tun müssen, und was sein Tipp für angenehme Temperaturen auch im Sommer ist.

Herr Schwark, kühlen mit der Wärmepumpe klingt erst einmal nach einem Missverständnis. Wie kann ich denn mit einer Heizung mein Haus kühlen?

Julian Schwark: Grundsätzlich entziehen Wärmepumpen der Umgebung Energie und geben sie nach einem Umwandlungsprozess drinnen zum Heizen ab. Das Prinzip lässt sich auch umkehren, der Verdichter in der Wärmepumpe funktioniert in beide Richtungen. So wie ein Auto, das zwar zum Vorwärtsfahren gedacht ist, aber auch rückwärtsfahren kann, wenn auch nicht so gut.

Geht das mit jeder Wärmepumpe?

Nein, das Gerät muss dafür schon ausgelegt sein bzw. die Anschlüsse für eine Kühloption gelegt worden sein. Der Klassiker sind Klima-Splitgeräte, die man vielleicht aus dem Urlaub kennt – die können heizen und kühlen, die werden europaweit und weltweit am häufigsten eingebaut. Man kann auch Geräte, die eigentlich nur zum Heizen gedacht sind bzw. waren nachrüsten. Besser ist es aber, wenn man das in der Bauphase mitdenkt, damit man das System darauf abstimmen kann. Das ist auch dann wichtig, wenn es darum geht, ob die Kühlung aktiv oder passiv geschehen soll.

Wo ist der Unterschied zwischen einer aktiven und einer passiven Kühlung mit einer Wärmepumpe?

Die passive Kühlung aktiviert Bauteile, also zum Beispiel die Fußbodenheizung. Der Boden wird kühler, dadurch sinkt die Temperatur in der Umgebung. Aktive Kühlung heißt: Es wird kühle Luft in den Raum geblasen. Passive Kühlung geht nur mit einer Erdwärmepumpe oder Wasser-Wasser-Wärmepumpe. Da wird die Bohrung genutzt, um die Wärme in die Erde zu leiten. Das Kühlmedium kommt kälter wieder ins Haus zurück. Da hilft Physik – ich brauche nur den Strom für die Pumpe. Bei der aktiven Kühlung habe ich zusätzlichen den Verdichter im Einsatz, das benötigt mehr Strom.

Brauche ich spezielle Heizkörper, wenn ich auch kühlen will?

Man kann grundsätzlich auch normale Heizkörper zum Temperieren und zum Kühlen nutzen. Die brauchen dann nur ein spezielles Ventil, üblicherweise ist der Heizkörper im Sommer ja aus. Ich muss also die Anlage darauf vorbereiten. Dass man das im Bestand nachrüstet, ist aber selten.

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Wie stark kann ich mit einer Wärmepumpe damit kühlen?

Das hängt von der Art ab, wie die Kälte übergeben wird. Bei aktiver Kühlung ist das potenziell unbegrenzt, wie in einem Kühlhaus. Bei passiver Kühlung bewegen wir uns im Bereich von drei bis sechs Grad, weil man die Oberflächentemperatur der Bauteile nicht unbegrenzt herunterfahren kann. Irgendwann kondensiert das Wasser an der Bauteiloberfläche und es fängt an zu tropfen; im schlimmsten Fall kommt es zur Schimmelbildung.

Brauche ich dafür mehr oder weniger Energie als zum Heizen?

Grundsätzlich brauche ich genauso viel Energie, um es ein Grad kühler zu machen, wie um es ein Grad wärmer zu machen. Aber heizen muss man – kühlen meistens nicht. Hier geht es also um Energie, die rein für den Komfort verbraucht wird. Ich würde deshalb immer dazu raten, vorher alles zu tun, damit man gar nicht erst kühlen muss. Verschattung hilft da, also Rollläden zum Beispiel, oder auch reflektierende Folie auf den Fenstern. Gedämmte Dächer und Geschossdecken sorgen auch dafür, dass es nicht so warm wird. Übrigens auch Solaranlagen auf dem Dach, die ja dafür sorgen, dass die Sonnenstrahlen gar nicht durchkommen bis auf die Dachpfannen. Und vor allem: tagsüber Fenster zu, nachts Durchzug, um das Haus zu kühlen.