Berlin. Experten des Centrums für Europäische Politik haben eine mögliche Bedrohung für die innere und äußere Sicherheit Deutschlands entdeckt.
Inzwischen sind sie überall und nicht mehr aus dem Alltag wegzudenken: Drohnen werden an Hochzeiten gen Himmel geschickt, um schöne Momente für die Ewigkeit festzuhalten – sie gehören aber auch zum festen Bestandteil moderner Kriegsführung – von Aufklärungsflügen bis hin zu gezielten Bombenanschlägen. In den richtigen Händen sind sie eine effiziente Waffe, in den falschen bieten sie fatale Möglichkeiten. Experten des Centrums für Europäische Politik (CEP) warnen jetzt vor Sicherheitslücken bei den Abwehrsystemen, die bei einem Drohnenangriff aktiv werden. Grund für ihre Sorgen ist die Technologie.
Immer mehr Drohnen operieren autonom über Mobilfunknetze wie LTE/5G und werden nicht mehr – wie bislang üblich – per Funk gesteuert. Die dichte Bebauung in städtischen Umgebungen und die dort geltenden gesetzlichen Einschränkungen würden die Drohnenabwehr zusätzlich vor eine besondere Herausforderung stellen. Das liegt laut der CEP-Studie an der schier endlos großen Menge von Funktransmittern, die in Mobilfunknetzen vertreten sind und das Erkennen einer potenziellen Gefahr somit deutlich erschweren.
Drohnenabwehr im Hinblick auf Kritische Infrastruktur
„Es ist unerlässlich, nicht nur militärische, sondern auch zivile Aspekte der Drohnenabwehr zu berücksichtigen, insbesondere im Hinblick auf Kritische Infrastrukturen“, sagt CEP-Sicherheitsexperte Jörg Köpke. Gemeinsam mit seinem Kollegen Anselm Küsters hat er sich mit der „verkannten Gefahr von oben“ beschäftigt. Großveranstaltungen wie die Fußball-EM in Deutschland und die Olympischen Spiele in Paris würden den Druck, effektive Abwehrmaßnahmen zu entwickeln, auf die Sicherheitsbehörden erhöhen. Laut der Studie wurden während der Europameisterschaft an allen Austragungsorten in Deutschland unerlaubte Drohnenflüge in den Netzen registriert. Die deutschen Mobilfunkanbieter Telekom und O2 wollten sich auf Nachfrage unserer Redaktion dazu nicht äußern.
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Die Bedrohungslage für Drohnenüberflüge und -angriffe werde in Deutschland von Behörden und Vertretern der Privatwirtschaft oftmals unterschätzt und bedürfe einer stärkeren Wahrnehmung, heißt es in der CEP-Arbeit. Köpke spricht von einem „entscheidenden Wendepunkt in der Kriegsführung“. Er geht sogar so weit, dass er die gegenwärtige und zukünftige Bedeutung der Drohne mit der Entwicklung des Panzers im Ersten Weltkrieg und der Atombombe im Zweiten Weltkrieg gleichsetzt.
Drohnenabwehr – einzelne Lösung absehbar nicht verfügbar
Ein Sprecher des Bundesministeriums des Innern und für Heimat (BMI) sagte auf Anfrage unserer Redaktion: „Für Drohnen wird eine Vielzahl von technischen Verfahren zur Steuerung genutzt. Zur Detektion, Verifikation und Abwehr stehen verschiedene Systeme mit individuellen Eigenschaften zur Verfügung. Eine einzige Lösung für alle in Betracht kommenden Drohnentechnologien ist absehbar nicht verfügbar.“ Systeme mit unterschiedlichen Wirktechnologien und Komponenten wie Wärmebild oder Radar kämen zum Einsatz und würden für den individuellen Einsatzort und -zweck konfektioniert. Auch Drohnen mit einer LTE-Steuerung könnten abgewehrt werden.
Man darf Drohnen in Deutschland ohne Genehmigung nicht einfach in Wohngebieten, über öffentlichen Anlagen oder bei Veranstaltungen steigen lassen. Laut den gesetzlichen Vorgaben der Europäischen Drohnenverordnung benötigen Besitzerinnen und Besitzer der Flugobjekte generell bestimmte Nachweise, bevor sie eine Drohne in den Luftraum steigen lassen dürfen.