Düsseldorf. Im Kampf gegen den Personalmangel an Kitas soll ein neues Quereinsteiger-Programm helfen. Aber kommt es überhaupt zustande?
Kurz vor dem Start ins neue Kita-Jahr gerät ein wichtiges Projekt der Landesregierung zur Fachkräftegewinnung ins Straucheln. Offenbar haben mehrere Städte und Kreise das Projekt „Qualifizierter Quereinstieg in die Kinderbetreuung“ (QiK) vorerst auf Eis gelegt.
Aachen stellt klar: In diesem Jahr wird das nichts mehr
„Wir können in diesem Jahr noch nicht an den Start gehen“, sagte ein Sprecher der Stadt Aachen dieser Redaktion. Aachen wollte eigentlich in Kürze mit der Qualifizierung von 20 Quereinsteigerinnen und Quereinsteigern zu pädagogischen Fachkräften beginnen. Es seien aber wichtige Fragen zur Finanzierung der Ausbildungskosten ungeklärt. Die Stadt sei davon ausgegangen, dass die Bundesanstalt für Arbeit diese Kosten übernehme, heißt es.
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Das Land NRW, das kein eigenes Geld bereitstellt, habe dies so suggeriert oder zumindest die Finanzierungsbedingungen missverständlich erklärt. Die Stadt Aachen befürchtet nun, innerhalb von zwei Jahren bis zu 2,1 Millionen Euro für die Ausbildung bezahlen zu müssen. Das gebe der kommunale Haushalt nicht her.
Land setzt große Hoffnungen auf den „Qualifizierten Quereinstieg“
NRW-Familienministerin Josefine Paul (Grüne) hatte den „Qualifizierten Quereinstieg“ im Mai vorgestellt. Das Angebot richtet sich an Menschen, die noch nicht in der frühkindlichen Bildung gearbeitet haben, sich aber dafür interessieren, sowie an Kita-Helferinnen und -Helfer, die sich weiterqualifizieren möchten. Vier „Modellkommunen“ wurden ausgewählt: Aachen, Mönchengladbach, der Kreis Steinfurt und der Rheinisch-Bergische Kreis. Ministerin Paul stellte damals sogar ein späteres Ausrollen des Angebots auf ganz NRW in Aussicht.
Der Qualifizierte Quereinstieg“ in die Kita
Das Modell „Quereinstieg in die Kinderbetreuung“ (QiK) sieht laut dem NRW-Familienministerium vor, dass die Quereinsteiger nach einer kurzen Anfangsqualifikation (120 Stunden) zügig in den Kindertageseinrichtungen zum Einsatz kommen und dann für zwei Jahre berufsbegleitend Fortbildungen (weitere 360 Stunden) absolvieren. Danach könne eine Kinderpflege-Ausbildung aufgenommen werden, die jedoch um ein Jahr verkürzt werden könne (ein statt zwei Jahre). Staatlich geprüfte Kinderpfleger:innen könnten auch eine Erzieher-Ausbildung absolvieren.
Der Rheinisch-Bergische Kreis sagte am Mittwoch auf Nachfrage, er werde das Projekt „voraussichtlich erst im nächsten Kindergartenjahr“ umsetzen. Der Kreis Steinfurt erklärte, das Programm werde dort jedenfalls nicht am 1. August oder 1. September starten. Die „finanziellen Rahmenbedingungen“ müssten noch geklärt werden. Denkbar sei ein Start noch im Herbst 2024 oder erst im kommenden Kita-Jahr. Mönchengladbach gehe, wie geplant, mit sieben Auszubildenden in Kürze an den Start, hieß es dort.
Landesregierung beteuert: Bei so einem ambitionierten Projekt seien Verschiebungen normal
Das NRW-Familienministerium bestätigte, dass es beim „Qualifizierten Quereinstieg“ zu Verzögerungen komme. „Einige Kommunen starten dabei zum Kindergartenjahr 2024/25, andere werden zu einem späteren Zeitpunkt in das Programm einsteigen“, sagte eine Sprecherin. In Pionierphasen eines „ambitionierten und innovativen Projektes wie QiK“ seien Verschiebungen und weiterer Abstimmungsbedarf unumgänglich.
„Ein ‚Modellvorhaben‘ sei der Qualifizierte Quereinstieg schon lange nicht mehr, da es keine Landesmittel dafür gebe und insofern bei einem Erfolg des ‚Modellvorhabens‘ auch nichts landesweit ausgerollt werden könne, sagte Aachens Beigeordneter für Bildung, Jugend und Kultur, Heinrich Brötz.