Berlin. Nach dem Attentat auf Donald Trump schätzt Grünen-Politiker Anton Hofreiter die Gefahr eines Bürgerkriegs ein – und mahnt zur Vernunft.

Was bedeuten die Schüsse auf Donald Trump für die USA – und für uns in Deutschland? Grünen-Außenpolitiker Anton Hofreiter mit einer ersten Reaktion.

Was ist Ihnen durch den Kopf gegangen, als Sie von dem Attentat auf Donald Trump erfahren haben?

Anton Hofreiter: Ich habe heute morgen davon gelesen und bin schockiert. Das ist ein Angriff auf demokratische Wahlen. Gewalt darf niemals Mittel politischer Auseinandersetzungen sein.

Was sagt der Anschlag über den Zustand der amerikanischen Demokratie aus?

Mit dem Anschlag auf Donald Trump hat der ohnehin aufgeheizte Wahlkampf eine neue Stufe erreicht. Ich kann nur hoffen, dass das der traurige Tiefpunkt des Wahlkampfs war und sich alle wieder auf die demokratischen Spielregeln besinnen. Wahlen werden an der Wahlurne entschieden. Die Demokratie steht weltweit unter Druck. Wir sollten gemeinsam mit unseren demokratischen Partnern in den USA unsere Demokratien resilienter und funktionsfähiger machen. Europa braucht ein demokratisches Amerika als starken Partner.

Grüne Bundestagsfraktion tagt in Leipzig
Anton Hofreiter (Die Grünen). © DPA Images | Jan Woitas

Wächst die Gefahr eines Bürgerkriegs in den Vereinigten Staaten?

Das sehe ich durch das Attentat im Besonderen nicht gegeben. Die größte Gefahr eines Bürgerkrieges ging in jüngster Zeit von Donald Trump selbst aus, der nach der letzten Wahl seine Anhänger ermutigte, gewaltsam den Kongress zu stürmen und das Wahlergebnis nicht anzuerkennen.

Wie wirken sich die Ereignisse von Pennsylvania auf Trumps Wahlchancen aus?

Trump ist ein Meister darin, alle Ereignisse für sich zu nutzen. Ich denke dennoch nicht, dass dieses Attentat eine große Wirkung auf die Entscheidung vieler Wähler entfaltet, da die Gesellschaft in den USA bereits davor extrem polarisiert war.

Ist die Demokratische Partei gut beraten, mit Präsident Biden in die Wahl zu gehen – allen Aussetzern zum Trotz?

Natürlich sind die jüngsten Versprecher nicht hilfreich für Bidens Wahlkampf. Doch ob in dieser Zeit eine andere Person mehr Menschen von der demokratischen Partei überzeugen könnte, können nur die Demokraten selbst entscheiden. Ein Wechsel müsste gut überlegt sein. Es steht viel auf dem Spiel. Und wir in Deutschland und Europa müssen uns dringend besser vorbereiten für den Fall, dass Trump gewinnt. Damit bis zur Wahl zu warten, ist fahrlässig.