Rom. .
Italiens Ministerepräsident Silvio Berlusconi steht mächtig unter politischem Druck. Der schillernde Selbstdarsteller machte immer wieder mit jugendlichen Geliebten und wilden Partys Schlagzeilen.
Silvio Berlusconi ist wohl die schillerndste Person in der europäischen Politik. Im Bau- und Mediengeschäft brachte er es zeitweise bis zum reichsten Mann Italiens, als Politiker prägt er das Land seit über 15 Jahren. In den vergangenen Monaten machte der italienische Ministerpräsident jedoch weniger mit politischen Initiativen Schlagzeilen, sondern vielmehr mit jugendlichen Geliebten und wilden Partys. So hatte kürzlich ein minderjähriges Mädchen berichtet, an diversen Abendessen in Berlusconis Villa in der Nähe von Mailand teilgenommen zu haben.
Berlusconi gilt als begnadeter Selbstdarsteller, der sich für sein jugendliches Image mehreren Schönheitsoperationen unterzog und eine Haarverpflanzung durchführen ließ. Bereits sein Jurastudium finanzierte er sich als Pianist auf Kreuzfahrtschiffen und Auftritten als Sänger. Noch vor seinem Abschluss 1959 wurde Berlusconi Geschäftsführer eines Mailänder Bauunternehmens. 1961 machte er sich mit der Firma Cantieri Riuniti Milanesi selbstständig. Berlusconi etablierte sich schnell als Investor zukunftsweisender Wohn- und Geschäftskomplexe um Mailand.
Unternehmerische Erfolge im Mediensektor
In den 70er Jahren richtete Berlusconi sein unternehmerisches Interesse zunehmend auf den Mediensektor. Er war maßgeblich am Aufbau des Privatfernsehens in Italien beteiligt und vereinte bereits Mitte der 80er Jahre fast zwei Drittel der TV-Werbung Italiens in seiner Senderfamilie. Über die Holdings Fininvest und Mediaset ist Berlusconi an Filmproduktionsgesellschaften und Videotheken, Verlagen und Sportvereinen beteiligt. Von 1986 bis 2004 war er Präsident des Fußballvereins AC Milan.
Mit der Gründung seiner Partei Forza Italia (FI) trat Berlusconi 1994 in die Politik ein. Bei den Wahlen im März 1994 wurde die FI mit 21,5 Prozent auf Anhieb stärkste Partei, Berlusconi konnte seine Regierung allerdings nur bis Dezember behaupten. Nach dem Rücktritt als Ministerpräsident arbeitete er am Aufbau eines stabileren Mitte-rechts-Bündnisses und gewann damit zwischen 1996 und 2001 sämtliche Kommunal- und Regionalwahlen.
Bei den Parlamentswahlen im Mai 2001 sicherte sich Berlusconis neues Bündnis Casa delle Libertà die absolute Mehrheit. Die FI wurde mit Abstand stärkste Partei, Berlusconi hatte das Amt des Regierungschefs bis 2006 inne.
Mit der Justiz im Dauerclinch
Bereits seit Mitte der 90er Jahre liegt Berlusconi mit der italienischen Justiz im Dauerclinch. Zu den Vorwürfen gegen Berlusconi gehörten Meineid, Bestechung, illegale Parteienfinanzierung, Bilanzfälschung, Steuerhinterziehung und Mafiakontakte, ohne dass es in insgesamt elf Verfahren zu einer rechtskräftigen Verurteilung kam. Im Juni 2003 verabschiedete das Parlament unter Boykott der Opposition ein umstrittenes Immunitätsgesetz (“Lex Berlusconi“) für die vier höchsten Amtsträger der Republik.
Nach dem Scheitern der Mitte-links-Koalition unter Ministerpräsident Romano Prodi gewann Berlusconi 2008 mit seiner neuen Partei Volk der Freiheit die vorgezogenen Neuwahlen und kehrt ins Amt des Ministerpräsidenten zurück.
Ein Zerwürfnis mit seinem ehemaligen Vertrauten Gianfranco Fini kostete Berlusconi im Sommer die Mehrheit im Parlament. Zudem zog Fini vier seiner Gefolgsleute aus dem Kabinett ab und schwächte die Regierung damit weiter. (dapd)