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Es ist die größte familienpolitische Leistung: 20 Mil­liarden Euro kostet den Staat das Ehegattensplitting. Doch längst nicht jeder Haushalt, in dem Kinder aufwachsen, profitiert auch davon, und längst nicht alle, die massive Steuervorteile einstreichen, ziehen auch Kinder groß.

Ob das Ehegattensplitting greift oder nicht, hängt nun mal vom Trauschein ab und der klassischen Rollenverteilung – und nicht von der Zahl der Kinder. Unverheiratete Eltern gehen ebenso leer aus wie homosexuelle Paare und Doppelverdiener mit einem annähernd gleichhohen Einkommen – ob nun eins, keins oder drei Kinder von ihnen großgezogen werden, spielt für das Splitting keine Rolle. Denn nur wenn ein Ehepartner wesentlich mehr verdient als der andere, spürt die Familie den Vorteil.

Bis zu 15 000 Euro kann der Allein- oder Hauptverdiener jährlich sparen. Das hält im­mer noch viele Frauen von ei­ner Berufstätigkeit, die über steuerfreie Minijobs hinausgeht, ab.

Vor Jahrzehnten, als die Ehe­schließung in der Regel mit der Rolle der Frau als Hausfrau und Mutter einherging, wurde das Ehegattensplitting wohl zu Recht als großartige Familienförderung gefeiert. Heute jedoch wächst jedes dritte Kind mit unverheirateten Eltern auf, jedes sechste bei einem allein erziehenden Elternteil. Andererseits sind 40 Prozent aller Ehen, die deutlich vom Splitting profitieren, kinderlos.

Das Geld fließt übrigens überwiegend in westdeutsche Haushalte. In Ostdeutschland sind Frauen viel häufiger er­werbstätig, auch Vollzeit. Weshalb die Einkommensunterschiede zwischen Männern und Frauen niedriger sind.