Düsseldorf..


Die nicht behandelbare Erkrankung Demenz ist auf dem Weg, „Volkskrankheit Nummer 1“ zu werden. Nach Angaben der Bonner Gesundheitsforscherin Monique Breteler droht jeder dritte Ältere zu erkranken. Neue Studien zeigten, dass geistige Aktivität, Bewegung und eine gesunde Ernährung helfen, eine mögliche Demenz um Jahre hinauszuzögern, sagte Breteler in Düsseldorf. Vorbeugung müsse früh beginnen. Nach Ausbruch der Krankheit, wenn große Bereiche des Gehirns zerstört sind, sei es zu spät.

NRW baut in Bonn ein neues Forschungszentrum für Demenz, um die Aktivitäten des Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) zu bündeln. Vor der heutigen Grundsteinlegung des 125 Millionen Euro teuren Gebäudes erinnerte Wissenschaftsministerin Svenja Schulze (SPD) daran, dass sich die Zahl der Demenzerkrankten bis 2050 verdoppeln wird. Derzeit sind 300 000 NRW-Bürger dement. Das DZNE unterhält neben Bonn einen weiteren Standort in Witten. Am DZNE arbeiten rund 800 Forscher verschiedener Fachrichtungen zusammen.

Nach Erkenntnissen des Professors für Epileptologie an der Uni Bonn, Nikolai Axmacher, sind bei Menschen mit erhöhtem genetischen Risiko für eine Demenz schon Jahrzehnte vor Ausbruch von Gedächtnisstörungen Veränderungen der Hirnaktivität sichtbar. Je schneller eine Therapie beginne, desto größer seien die Chancen auf ein Verzögern der Demenzfolgen. Axmacher arbeitet an neuen Methoden der Früherkennung, bei denen im Computer Veränderungen im Gehirn dargestellt werden. Eine neue Erkenntnis: Risikofaktoren, die für Schlaganfall und Herzinfarkte verantwortlich sind, sind auch bedeutsam für Alzheimer. Dabei spielt die Ablagerung körpereigener Eiweiße eine große Rolle. Axmacher erforscht auch, ob die Neubildung von Nervenzellen durch Sport stimuliert werden kann.

Im kommenden Jahr startet das DZNE eine Bevölkerungsstudie mit 30 000 Menschen ab dem 30. Lebensjahr. Die „Rheinland-Studie“ soll neue Schutz- und Risikofaktoren ermitteln. In Bonn soll künftig auch erforscht werden, ob es spezielle Nahrungsmittel gibt, die besser vorbeugen können. Professorin Breteler sieht in der Forschung deutliche Anzeichen dafür, dass der Ausbruch einer Demenz durch gezielte Vorbeugung hinausgezögert werden kann.