Dortmund..
Opa Willi im Allgäudörfchen Günzach hatte wohl eine Vorahnung. „Der Mario hat früher in Bayern-Bettwäsche geschlafen“, hat der Großvater von Mario Götze einmal verraten. Den Wechsel zu Bayern München hat aber auch der Senior nicht vorausgeahnt. „Was soll er da? Auf der Bank sitzen?“, fragte Opa Willi. Nun ja, sein Enkel ist inzwischen gestandener Profi, Nationalspieler, eines der größten Fußballtalente Europas und vor allem der Wunschspieler von Pep Guardiola. Das intensivierte Interesse aus dem Süden war den Verantwortlichen von Borussia Dortmund keineswegs verborgen geblieben. Alle Umstimmungsversuche zeigten keine Wirkung. „Wir sind über alle Maßen enttäuscht“, sagte BVB-Boss Hans-Joachim Watzke, der einen Spieler abgeben muss, der aus der eigenen Jugend kommt und eine Weltkarriere vor sich hat.
Am letzten Donnerstag hatten Götze und sein Berater Volker Struth den BVB informiert, dass der 20-Jährige im Sommer zu den Bayern wechseln werde. Für 37 Millionen Euro Ablöse. Eine Ausstiegsklausel im bis 2016 datierten Vertrag macht das möglich. „Hätten wir die 2012 nicht akzeptiert, hätte er nicht vorzeitig verlängert“, verriet ein BVB-Offizieller. Damals waren die Verhandlungen quasi schon gescheitert. Ein im Fußball alles andere als ungewöhnliches Geschäft, ein Transfer.
Gehalt vermutlich verdoppelt
Was irritiert, sind die unüberhörbaren Nebengeräusche. „Vom FC Bayern München hat sich bis zum heutigen Tag in dieser Angelegenheit kein Offizieller bei Borussia Dortmund gemeldet“, monierte der BVB in seiner Pressemitteilung. Das hatten die Dortmunder beim Millionen-Ankauf von Marco Reus vor einem Jahr anders gehandhabt und die Gladbacher zwei Stunden nach der Zusage des Spielers informiert.
Noch ärgerlicher ist für den BVB Zeitpunkt der Veröffentlichung. Am Tag vor dem Champions-League-Halbfinale gegen Real Madrid. „Vier Stunden vor dem Anpfiff wäre noch ärgerlicher gewesen“, sagte gestern Jürgen Klopp sarkastisch. „Mit Rücksicht auf das Halbfinalspiel wollte der FC Bayern dies erst nach dieser Begegnung gegenüber dem BVB anzeigen“, teilte der Klub mit. In Dortmund wird vermutet, dass Uli Hoeneß die Finger im Spiel hatte. Ein Intimus des Bayern-Präsidenten formulierte die Geschichte für die Bild-Zeitung. Und die Götze-Schlagzeilen lassen nicht nur Bayern-Fans jubeln, sondern lenken von der Steuerproblemen von Uli Hoeneß ab. Zudem bringt die Personalie Unruhe in die Spielvorbereitung der Dortmunder, die sich als Rivale der Bayern etabliert haben. „Die Bayern sind und bleiben der größte Trickserklub unter der Sonne“, sagte einer, der beim BVB viel zu sagen hat, gestern dieser Zeitung. „Wer uns vor diesem Spiel stören wollte, soll damit keinen Erfolg haben“, sagte Jürgen Klopp. „Ich wünsche mir eine Jetzt-erst-Recht-Stimmung“, forderte er für heute Abend die Unterstützung der schwarzgelben Fans ein.
Mario Götze dürfte durch den Wechsel in seinem neuen Fünfjahresvertrag das Gehalt auf geschätzte zehn Millionen Euro verdoppeln. Die Dortmunder erhalten zumindest 37 Millionen Euro, mit denen sie ihren Kader verstärken können. Beim BVB muss man aber erst mal schauen, wer eventuell noch wechselt. Einer der begehrten Leistungsträger spielt mit dem Gedanken, dem Werben eines spanischen Spitzenklubs nachzugeben. Bei Robert Lewandowski deutet sich dagegen an, dass er bis Vertragsende 2014 bleibt. „Für den können die Bayern 100 Millionen bieten. Den geben wir im Sommer nicht frei“, stellte ein BVB-Offizieller klar.