Berlin. Die kolumbianische ELN-Guerilla hat zwei Deutsche seit Wochen in ihrer Gewalt. Die Rebellen betrachten sie als Spione. Staatschef Santos forderte die unverzügliche Freilassung der Männer. Das Auswärtige Amt bestätigte die Entführung am Dienstagnachmittag.
In Kolumbien sind zwei Deutsche von Rebellen entführt worden. Das bestätigte das Auswärtige Amt in Berlin am Dienstag. "Bei den beiden deutschen Staatsangehörigen handelt es sich um Rentner, die als Touristen in der Region unterwegs waren», sagte eine Sprecherin des Ministeriums.
Am Montag hatte die "Nationale Befreiungsarmee" (ELN) im Internet mitteilte, sie habe in der Umgebung von Catatumbo im ostkolumbianischen Departement Santander schon vor Wochen zwei Männer "angeblich deutscher Staatsbürgerschaft" gefangen genommen. Die Bundesregierung konnte eine Entführung deutscher Staatsbürger in dem südamerikanischen Land zunächst nicht bestätigen zunächst nicht bestätigen, holte dies am Dienstagnachmittag aber nach.
"Das Auswärtige Amt geht den Hinweisen nach, dass zwei Deutsche in Kolumbien entführt seien, und steht mit allen relevanten Stellen in Kontakt", sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes in der Nacht zum Dienstag in Berlin.
Rebellen betrachten die Männer als "Geheimagenten"
Die Rebellen sehen in ihren Gefangenen nach eigenen Angaben Spione. "In den Wochen, in denen sie festgehalten werden, haben sie ihre Anwesenheit in diesem Gebiet nicht rechtfertigen können, weshalb sie vorerst als Geheimagenten betrachtet werden", heißt es im Kommuniqué der prokubanischen Guerilla.
Spione stünden nicht unter dem Schutz des internationalen Völkerrechts. Niemand habe die Männer bislang als vermisst gemeldet, teilte die ELN weiter mit. Die Männer seien etwa 100 Kilometer von der venezolanischen Grenze entfernt gefangen genommen worden.
Kolumbiens Staatschef Juan Manuel Santos forderte die unverzügliche Freilassung der zwei Ausländer. "Wem könnte es einfallen, dass zwei Deutsche hier in Kolumbien spionierten? Das ist nur eine Ausrede, die niemand mit klarem Verstand akzeptiert", erklärte Santos. Der Präsident machte die Guerilla für das Leben der beiden Gefangenen verantwortlich.
Präsident Santos bietet Hilfe bei der Befreiung an
Die ELN hatte am 18. Januar einen Kanadier, zwei Peruaner und zwei Kolumbianer entführt, die für ein Bergbauunternehmen im nordkolumbianischen Departement Bolívar arbeiteten. Die Rebellen erklärten, sie handelten "in Verteidigung der Ressourcen" Kolumbiens.
Santos teilte am Montag mit, die Sicherheitskräfte wüssten genau, wo diese fünf Entführten gefangen gehalten werden. "Wir bieten ihnen an, das Rote Kreuz (zur Übergabe) hinzuschicken, da wir nicht das Leben der Entführten mit einer Militäraktion aufs Spiel setzen wollen", erklärte der Staatschef.
Die ELN-Guerilla hat mehrfach bekanntgegeben, dass sie bereit sei, an den in Havanna laufenden Friedensverhandlungen der Regierung mit der Farc-Guerilla teilzunehmen. (dpa/dapd)