Damaskus. Nach einigen Niederlagen ist die IS-Terrormiliz im syrisch-türkischen Grenzgebiet wieder auf dem Vormarsch. An der Grenze fallen Schüsse.

Zwei Wochen nach der Eroberung einer wichtigen Grenzregion im Norden Syriens durch kurdische Kämpfer gewinnt die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) wieder an Boden. Wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichtete, starteten die Dschihadisten eine Großoffensive, bei der zahlreiche Kämpfer der kurdischen Volksschutzeinheiten (YPG) zumindest verletzt wurden.

Die strategisch wichtige Stadt Ain Issa, die zwischen der IS-Hochburg Al-Rakka und der syrisch-türkischen Grenze liegt, wurde demnach von IS-Extremisten zurückerobert.

IS-Milizen schlagen in Syrien zurück

Kurdische Einheiten hatten im Juni den Ort 50 Kilometer entfernt von Al-Rakka eingenommen und den IS damit unter Druck gesetzt. Al-Rakka gilt als inoffizielle Hauptstadt des so genannten Islamischen Staates (IS) in Syrien. Eine Woche zuvor hatte der IS bereits mit einer Niederlage in Tell Abjad seine wichtigste Nachschubroute in die Türkei verloren.

Die Kämpfe dauerten nach Angaben von Aktivisten am Montag im Umland von Ain Issa an. Auch Ortschaften nahe dem Abdul-Asis-Berg rund 100 Kilometer weiter östlich seien wieder von den Dschihadisten unter Kontrolle gebracht worden.

Gefechte an der Grenze

An der Grenze sollen in der Nacht zum Montag auch Schüsse zwischen der türkischen Armee und kurdischen Kämpfern gefallen sein. Laut Menschenrechtsbeobachtern kam es zwischen der Stadt Tell Abjad und der türkischen Seite zu dem kurzen Gefecht. Es gebe Informationen über Verletzte, Details wurden nicht genannt.

Ein Kurdensprecher bestätigte den Vorfall zwar, sprach aber von einem "Missverständnis". Ein Sprecher der kurdischen Volksschutzeinheiten (YPG) wies die Geschichte wiederum zurück. Die türkische Armee habe auf eine Gruppe Schmuggler geschossen, jedoch nicht auf die Kurden.

Kurden kontrollieren großes Gebiet

Das Verhältnis zwischen der Türkei und den kurdischen Kämpfern in Syrien ist gespannt. Mit der Eroberung von Tell Abjad vor einigen Wochen dehnten die Kurden ihre Kontrolle auf ein zusammenhängendes Gebiet aus, das sich über Hunderte Kilometer entlang der Grenze zur Türkei erstreckt. Die türkische Regierung befürchtet, dass die Kurden in Syrien einen eigenen Staat ausrufen und damit auch Unabhängigkeitsbestrebungen im eigenen Land anheizen könnten. Die YPG sind eng mit der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK verbunden. (dpa)