Köln.. Der künftige Erzbischof Rainer Maria Woelki will in Köln einen betont bescheidenen Stil einführen. Das ist nicht allein eine Reaktion auf den Skandal von Limburg. Der neue Oberhirte beruft sich auch auf die eigenen Wurzeln.
Er geht allein im Supermarkt einkaufen und kocht selbst. Seine Wohnung im Erzbischöflichen Haus ließ er von 260 auf 150 Quadratmeter verkleinern. Kein Whirlpool im Bad, kein Marmor im Wohnzimmer. Und den Ort für den Presseauftritt zu seiner Amtseinführung hat Kardinal Rainer Maria Woelki, der neue Erzbischof von Köln, mit Bedacht gewählt: ein kleiner Pfarrsaal, der nach Bruder Klaus, einem Asketen und Mystiker aus dem Mittelalter, benannt ist. Dort steht Woelki an diesem Tag etwas verloren vor einem Mikrofon und sagt Sätze wie: „Mein Ziel ist es, so normal zu sein und so normal zu bleiben wie möglich.“
Mehr Bescheidenheit und demonstrative Volksnähe geht kaum. Fast möchte man dem Kardinal zurufen: Ist ja gut, wir haben es ja verstanden!
Woelki kehrt zurück in seine Heimatstadt
Aber so ist das in diesen Wochen in der katholischen Kirche. Der Schock durch den Skandal um den Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst sitzt tief. Die Schlagzeilen vom „Protz-Bischof“ und seinem Luxus-Amtssitz haben Geistliche wie Gläubige verschreckt. Der massive Anstieg der Zahl der Kirchenaustritte im letzten Jahr spricht eine deutliche Sprache. Da ist Demut das Gebot der Stunde. Und welche Gelegenheit wäre dafür besser geeignet als die Amtseinführung des Oberhirten der größten deutschen Diözese?!
Rainer Maria Woelki, 58 Jahre alt, kehrt aus dem protestantischen Berlin zurück ins tief katholische Köln, seine Heimatstadt. Hier, im Vorort Mülheim, wurde er in „eine heile katholische Welt“ hineingeboren, wie er selbst erzählt: sonntäglicher Gottesdienst, Messdiener, Zeltlager. Die Kirche war für den jungen Woelki auch Heimat: „Ich bin dankbar, dass ich in einer solchen Welt groß geworden bin.“
Würstchen statt Lachs zum Einführungs-Gottesdienst
Doch die Zeiten sind vorbei, auch in Köln, „Das lässt sich nicht einfach kopieren“, weiß Woelki, „2014 ist nicht 1965.“ Vor allem Jugendlichen müsse die Kirche eine Antwort auf die Fragen geben, die heute für sie relevant seien und ihrer Lebenssituation entsprächen.
In Köln folgt Woelki auf Kardinal Joachim Meisner. Auch der war aus Berlin an den Rhein gekommen, regierte das Erzbistum 25 Jahre lang mit harter Hand. Abgrenzende, oder zumindest missverständliche Bemerkungen Meisners über Schwule, Geschiedene, Moslems oder die Rolle der Frau sorgten für Aufregung rund um den Dom. Woelki macht deutlich, dass er anders auftreten wird. „Homosexuelle gehören genauso zur Kirche wie alle Getauften“, betont er etwa in Köln. Er werde niemanden „auf seine Sexualität reduzieren“.
Als erstes, gleich heute bei seinem Antrittsbesuch bei Ministerpräsidentin Hannelore Kraft, will er sich für Flüchtlinge aus Syrien und anderen Teilen der Welt stark machen. Was die Politik bislang tue, reiche nicht, mahnt der Kardinal: „Wir müssen Familienzusammenführung ermöglichen und die Menschen bei uns integrieren.“
Am Samstag steht dann im Dom am Rhein der Einführungs-Gottesdienst an. Einen festlichen Empfang mit Lachs und Sekt werde es nicht geben, heißt es, stattdessen ein Treffen mit den Gläubigen auf der Domplatte. Dazu spendiert der Bischof Suppe, Würstchen und Freibier.
Ist ja gut, wir haben’s ja verstanden.