Madrid.. UN-Helfer schlagen Alarm: Immer mehr Flüchtlinge sterben bei Schiffsunglücken im Mittelmeer. Bis zu 700 könnten es allein in den vergangenen Tagen gewesen sein. Seit Jahresbeginn ertranken 2500 Fliehende. Und ein Ende ist nicht in Sicht.
Zwei neue Bootstragödien lenken den Blick auf die dramatische Situation der Armutsflüchtlinge, die von Nordafrika aus versuchen, übers Mittelmeer nach Südeuropa zu gelangen: Bei den beiden neusten Unglücken vor der libyschen Küste sollen insgesamt bis zu 700 Menschen ertrunken sein. Seit Januar starben im Mittelmeer bereits an die 2500 Flüchtlinge – vier Mal mehr als im Vorjahr.
Überlebende des jüngsten Dramas, das sich schon vergangene Woche zwischen Malta und Ägypten ereignete, berichten, dass ihr Boot mit einem anderen Flüchtlingskahn zusammenstieß.
Die bislang größte Katastrophe
Nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) könnte es allein bei diesem Unglück rund 500 Todesopfer gegeben haben. Wenn dies zutrifft, wäre es eine der größten Migrantenkatastrophen im Mittelmeer. An Bord der in dieses Unglück verwickelten Boote, die offenbar in der ägyptischen Hafenstadt Damiette ablegten und dann vor Libyen kenterten, seien vor allem Syrier, Palästinenser, Ägypter und Sudanesen gewesen, hieß es.
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Über den Unglückshergang gibt es widersprüchliche Aussagen der elf Überlebenden: Die IOM berichtete unter Berufung auf zwei Gerettete, dass das größere Schiff von einem kleineren, auf dem sich die Schlepper befanden, gezielt gerammt worden sei, um es zu versenken. Andere Überlebende berichteten lediglich von einem Zusammenstoß der Schiffe.
Menschenmafia nutzt Chaos aus
Die zweite Flüchtlingstragödie ereignete sich am Wochenende nahe der libyschen Küste, wo ein Boot mit etwa 250 Flüchtlingen unterging, von denen nur 36 – darunter eine schwangere Frau – lebend gerettet werden konnten. „Es schwimmen viele Leichen im Meer“, berichtete ein Sprecher der libyschen Küstenwache nach dieser Tragödie.
Libyen ist derzeit das nordafrikanische Haupttransitland für Flüchtlinge aus Afrika und Syrien, um übers Meer nach Südeuropa zu gelangen. Seit dem Sturz des Diktators Gaddafi 2011 streiten rivalisierende Milizen in dem Wüstenland um die Macht. Das Land treibt auf einen neuen Bürgerkrieg zu.
Mit dem politischen Chaos sind auch die Grenzkontrollen an der Küste weitgehend zusammengebrochen, weshalb es für die Menschenmafia einfach ist, täglich neue Boote Richtung Europa auf die Reise zu schicken.