Neu Delhi. Bei seinem Staatsbesuch in Indien hat Joachim Gauck die Diskriminierung von Frauen und Homosexuellen kritisiert. Die Einstellung vieler Inder zu Frauenrechten sei “mehr als kritikwürdig“, sagte der Bundespräsident. Zugleich fand er jedoch auch lobende Worte für seine Gastgeber.
Bundespräsident Joachim Gauck hat bei seinem Staatsbesuch in Indien die demokratischen Errungenschaften gewürdigt, aber auch die Diskriminierung von Frauen und Homosexuellen angesprochen. Nach einem Treffen mit Indiens Regierungschef Manmohan Singh sagte Gauck am Mittwoch in Neu Delhi, die Einstellung großer Bevölkerungsgruppen zu Frauenrechten sei "mehr als kritikwürdig." Andererseits gebe es eine aktive Zivilgesellschaft, die Missstände anprangere. "Wir müssen denen die Debatten nicht beibringen", sagte Gauck.
Auch wegen der brutalen Gruppenvergewaltigung einer Studentin vor etwa einem Jahr wird die Rolle der Frauen in Indien kritisch diskutiert. Die Gleichstellung Homosexueller hat durch ein Gerichtsurteil einen Rückschlag erlitten, das im Dezember gleichgeschlechtlichen Sex wieder unter Strafe stellte. "Es gibt Signale, dass sich die Regierung des Problems bewusst ist", sagte Gauck nach dem Gespräch mit Singh. Indiens Regierung könnte durch eine Gesetzesänderung das Sex-Verbot für Schwule und Lesben aufheben
Plädoyer für mehr Zusammenarbeit
Indiens Präsident Pranab Mukherjee empfing das deutsche Staatsoberhaupt am Mittwoch vor dem Palast in der Hauptstadt Neu Delhi. 21 Salutschüsse wurden abgefeuert, und Gauck schritt die Ehrengarde der indischen Streitkräfte ab. Dann erklangen die Nationalhymnen der beiden Länder.
Gauck würdigte Indien als älteste Demokratie in der Region. Er rief Deutschland und Indien dazu auf, in Zukunft noch intensiver zusammenzuarbeiten.
Gauck würdigt die Verdienste Gandhis
Unmittelbar nach dem Empfang besuchte Gauck die Einäscherungsstätte des Freiheitskämpfers Mahatma Gandhi und legte einen Kranz nieder. In das Gedenkbuch schrieb er: "Wenn man sich selbst verändert, dann verändert man die Welt", sagte Mahatma Gandhi. Sein Weg des gewaltlosen Widerstandes gegen Unrecht war, ist und wird auch in Zukunft Menschen in aller Welt motivieren und ihnen Inspiration und Hoffnung geben."
Begleitet wird Gauck auf der Reise von seiner Lebensgefährtin Daniela Schadt und Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU). Auch eine hochrangige Wirtschaftsdelegation ist dabei.
Im Mittelpunkt der Gespräche werden die Wirtschaftsbeziehungen sowie die Situation der Bürgerrechte und die Armutsbekämpfung stehen. Zweite Station des Besuchs ist die Technologie-Metropole Bangalore im Süden Indiens. Am Sonntag fliegt Gauck nach Birma weiter. (dpa)