Abuja. Zwischen Donnerstag und Samstag sind im Norden Nigerias 60 Mädchen und Frauen gekidnappt worden. Hinter den Entführungen wird die islamistische Terrororganisation Boko Haram vermutet. Zeugen sagen, unter den Geiseln seien auch Kleinkinder. Die Armee geht mit Luftangriffen gegen die Islamisten vor.

Im Norden Nigerias haben vermutlich Islamisten erneut mindestens 60 Frauen und Mädchen entführt. Die Entführungen aus mehreren Dörfern im Bundesstaat Borno sollen sich in der vergangenen Woche zwischen Donnerstag und Samstag ereignet haben. Das berichtete die Zeitung "Premium Times" unter Berufung auf örtliche Sicherheitskräfte.

Unter den Geiseln sollen sich nach Zeugenangaben auch kleine Mädchen und Babys befinden. Viele Bewohner hätten versucht zu fliehen. Mindestens vier von ihnen seien von den Angreifern erschossen worden. Es sollen auch 31 Männer gekidnappt worden sein. Eine offizielle Bestätigung für diese Angaben gab es zunächst nicht.

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Es wird vermutet, dass Kämpfer der islamistischen Terrorgruppe Boko Haram hinter der Tat stecken. Diese verübt seit Jahren immer wieder schwere Anschläge mit mittlerweile Tausenden Toten.

70 mutmaßliche Boko-Haram-Mitglieder getötet

Die Extremisten hatten Mitte April über 200 Schülerinnen aus dem Ort Chibok in der gleichen Region entführt. Von ihnen fehlt trotz intensiver Suche auch mit internationaler Hilfe bisher jede Spur. Die Boko Haram hatte gedroht, die meist christlichen Mädchen als Sklavinnen zu verkaufen.

Unterdessen wurde bekannt, dass das nigerianische Militär bei einem Luftangriff im Norden mehr als 70 mutmaßliche Boko-Haram-Mitglieder getötet hat. Unter den Opfern sollen auch zahlreiche Männer gewesen sein, die am vergangenen Wochenende ein Dorf in der Nähe von Chibok überfallen und zahlreiche Menschen getötet hatten. Ein Militärsprecher sagte der Nachrichtenagentur dpa, bei dem Angriff seien auch mehrere Fahrzeuge der Extremisten zerstört worden.

"Es handelte sich um eine Überraschungsattacke. Dies ist Teil unserer neuen Strategie", erklärte der Sprecher. Die Regierung wirkte lange hilflos im Kampf gegen die Terroristen, die seit 2009 ihre blutige Gewalt verbreiten. Zuletzt gab es zunehmend Kritik an Präsident Goodluck Jonathan. Die Boko Haram will im Norden des Landes einen islamistischen Gottesstaat aufbauen. (dpa)