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Die Kinderarmut in Deutschland wächst, 2012 stieg die Zahl der Kinder in Familien mit Hartz-IV-Anspruch um 100 000 gegenüber 2011 auf 1,7 Millionen Mädchen und Jungen. Diese Entwicklung ist für Ulrich Schneider, Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes, „ein Ausdruck politischen Versagens“, sagte er dieser Zeitung. Er kritisierte den Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung, den das Kabinett heute beschließen will.

Die Studie ist seit Wochen umstritten, weil kritische Passagen auf Druck des FDP-Wirtschaftsministeriums entschärft wurden. Schneider sieht in dem Bericht keine ehr­liche Bestandsaufnahme, sondern „Hofberichterstattung, mit der die Politik der Bundesregierung schön geredet werden soll“. Kinderarmut spiele darin nur eine untergeordnete Rolle.

Zudem fehlten wichtige Fragen wie die regionale Verteilung der Kinderarmut. Oder: Wie lange leben Kinder im Hartz-IV-Bezug?

In NRW ist besonders das Ruhrgebiet von hoher Kinderarmut geprägt. Schon 2012 hatte der Paritätische darauf verwiesen, dass mehr als jedes vierte Kind im Revier in einem Hartz-IV-Haushalt lebt.

Die NRW-Grünen fordern deshalb eine „Kindergrundsicherung“ in Höhe von mindestens 300 Euro monatlich. Für Familienförderung gebe man „gigantische Summen“ aus, sagte NRW-Grünen-Chef Sven Lehmann. „Das Geld kommt aber nicht bei den Familien an, die es besonders brauchen.“ So werde etwa das Kindergeld auf Hartz-IV-Leistungen angerechnet. „Jedes Kind muss dem Staat aber gleich viel wert sein.“ Freibeträge, Kindergeld und Kinderzuschläge wollen die Grünen zur Kindergrundsicherung verknüpfen und das Ehegattensplitting abschmelzen. Für 536 Euro Kindergrundsicherung im Monat wirbt ein Bündnis von Kinderschutzbund, Arbeiterwohlfahrt und der Lehrergewerkschaft GEW.