Wie wichtig der Prediger „Abu Walaa“ für die Szene war, zeigt seine Präsenz in den sozialen Netzwerken. Junge Islamisten feiern ihn wie einen Popstar – und genau das braucht jede funktionierende extremistische Szene: prominente Köpfe. Umso bedeutender ist jetzt der Schlag der Ermittler. Abu Walaa und vier weitere festgenommene Männer sollen Freiwillige für den „Islamischen Staat“ rekrutiert haben.

Es ist nicht der erste Erfolg, den Polizei und Justiz gegen Extremisten feiern. Der Staat steht den Radikalen auf den Füßen, Ermittler observieren Salafisten, verbieten Koran-Aktionen, durchsuchen Wohnungen. Das verdient Lob. Doch das war nicht immer so. Es dauerte lange, bis Politik und Sicherheitsbehörden salafistische Bewegungen stärker unter die Lupe nahmen. Vor allem die brutalen Bilder des IS aus Syrien führten zu einem entschlossenen staatlichen Eingreifen. Doch da war die Szene längst auch in Deutschland organisiert, Hunderte Kämpfer reisten in Richtung Syrien aus – oftmals waren die Behörden machtlos, reagierten zu spät und hatten zu wenig Personal, um Dschihadisten im Zaun zu halten.

Unter Kontrolle ist der Islamismus in Deutschland auch nach den erfolgreichen Razzien nicht. Gerade Jugendliche bleiben anfällig für die Ideologie, viele junge Frauen steigen in die Bewegung ein, deren Anhänger ihre Propaganda umso weiter ins Internet verlagern, desto stärker der Fahndungsdruck auf einzelne Moscheen wächst.

Was die Radikalen am meisten schwächt, ist die Erziehung der Jugend zu Werten der Demokratie. Doch Prävention kommt im Kampf gegen Extremisten oft zu kurz. Stadtteile und Schulen benötigen Sozialarbeiter und Pädagoginnen. Junge Menschen brauchen eine Perspektive im Beruf, in der Nachbarschaft. Und sie brauchen Vorbilder abseits der Hassprediger. Dann haben Extremisten und ihre Parolen keine Chance.