Düsseldorf. Polizei und Steuerfahnder arbeiten in NRW gemeinsam gegen Organisierte Kriminalität. Sie haben bisher 75 Millionen Euro eingetrieben.

Als die Steuerfahnder zuletzt bei einer Razzia große Mengen Schwarzgeld suchten, waren die Kollegen des Landeskriminalamtes helfend zur Stelle. Ein Geldspürhund der Polizei fand die Scheine eingenäht in der Sofapolsterung, eine Endoskop-Kamera aus dem kriminalistischen Instrumentenkoffer verriet ein Versteck hinter der Wandverkleidung. Martin Janke von der Düsseldorfer Steuerfahndung erzählt von solchen gemeinsamen Operationen, wenn er den Nutzen der „Ermittlungsgruppe Organisierte Kriminalität und Steuerhinterziehung“ (EOKS) darstellen will.

Seit eineinhalb Jahren hat die Landesregierung elf spezialisierte Steu­erfahnder als Kopfstelle beim Landeskriminalamt (LKA) installiert. Man wähnt sich in einer bundesweiten Vorreiterrolle. Laut Innenminister Ralf Jäger und Finanzminister Norbert Walter-Borjans (beide SPD) wurden durch die bessere Kooperation 83 komplexe Fälle abgeschlossen. Durch Geldbußen und Steuermehreinnahmen seien 75 Millionen Euro geflossen.

Die EOKS übernimmt vorzugsweise die Ermittlungen gegen Unterweltgrößen der Organisierten Kriminalität, die mit Schwarzgeld-Millionen in Briefkastenfirmen jonglieren. Aber auch viele Informationen auf Geldwäsche und millionenschweren Steuerbetrug aus Daten-CDs oder den „Panama Papers“ laufen hier zusammen.

Gemeinsame Hausbesuche zeigen Wirkung

Es gehe um den schnellen Abgleich von steuer- und strafrechtlichen Ermittlungen, erklärt der LKA-Abteilungsleiter für die Bekämpfung der Organisierten Kriminalität, Thomas Jungbluth. Auch sei es erstaunlich, welche Wirkung es bei Kriminellen hinter bürgerlicher Fassade erziele, wenn Polizei und Steuerfahndung gemeinsam zum Hausbesuch erschienen.

Jungbluth sieht die Ermittlungsbehörden immer professioneller ge­genüber Kriminellen aufgestellt, die mithilfe von Spezialisten in Banken und Anwaltskanzleien weltweit Geld verstecken. Dabei verschränken sich zusehends die Bereiche von Finanzbeamten und Polizisten.

16 Jahren an Freiheitsstrafen bisher verhängt

„Hier geht es nicht mehr um die großen und kleinen Hoeneße“, sagte Finanzminister Walter-Borjans in Anspielung auf den als Steuerhinterzieher verurteilten Fußballfunktionär, der auch nach Verbüßung seiner Haftstrafe noch immer herhalten muss. Geldwäsche, Mafia, Waffenhandel. Was nach einem Stoff für Krimis klinge, sei für die EOKS Alltag, sagte Innenminister Jäger mit Stolz: „NRW ist eine schlechte Operationsbasis für Wirtschaftskriminalität.“ Durch die Arbeit der Sondereinheit seien 16 Jahre an Freiheitsstrafen verhängt worden.