Madrid. Wegen der Regionalwahlen hatte die Regierung Proteste am Wochenende untersagt - dennoch protestierten wieder Hunderttausende gegen Arbeitslosigkeit
Unter dem Eindruck tagelanger Massenproteste gegen die Korruption und die tiefe Wirtschaftskrise haben die Spanier am Sonntag neue Bürgermeister und Regionalparlamente gewählt. Den Umfragen zufolge wurden ein Debakel für die sozialistische Partei von Spaniens Ministerpräsident Jose Luis Zapatero und Gewinne für die konservative Volkspartei erwartet.
Die Demonstrationsbewegung hatte dazu aufgerufen, diese beiden großen Parteien nicht zu wählen, weil beide für Spaniens Misere verantwortlich seien.
Die Wahl gilt als entscheidender Stimmungstest für die spanische Parlamentswahl in einem Jahr. Zapateros Popularität ist durch die desolate Wirtschaftslage, die Staatsschuldenkrise und harte Sparbeschlüsse der Regierung mit Steuererhöhungen und sozialen Einschnitten auf dem Tiefpunkt. Zapatero, der seit 2004 regiert, hatte bereits angekündigt, dass er 2012 als Kandidat nicht mehr antreten wird.
Knapp 35 Millionen Stimmberechtigte wählten am Sonntag rund 8000 Bürgermeister und Gemeinderäte. Zudem wurden in 13 der 17 Regionen Spaniens – außer in Andalusien, Galicien, Katalonien und dem Baskenland – neue Parlamente gewählt. In mehreren Regionen, wie etwa auf den Balearischen Inseln mit dem Ferien-Eiland Mallorca oder im zentralspanischen Castilla-La Mancha, wurde ein Machtverlust der Sozialisten vorhergesagt.
Auch ein Verbot der Proteste am Wahlwochenende hielt hunderttausende überwiegend junge Spanier nicht davon ab, erneut auf die Straße zu gehen und für eine „wahre Demokratie“ und gegen die hohe Arbeitslosigkeit zu demonstrieren. In Spanien sind 21 Prozent, bei den bis zu 25-jährigen sogar 45 Prozent ohne Job. Die Polizei ging auf Weisung der Regierung nicht gegen die Demonstrationen vor, um eine Eskalation der angespannten Lage zu vermeiden. In der Hauptstadt Madrid, in Barcelona und 60 weiteren Städten versammelten sich die Menschen auf den zentralen Plätzen. Es sind die größten Proteste der jungen Generation, die Spanien je gesehen hat.