Essen.
Die Bereitschaft der Deutschen, sich um ihre pflegebedürftigen Angehörigen zu kümmern, sinkt laut einer Studie. Zeitdruck und große Entfernungen gehören zu den Gründen. Besondere Belastung: Demenzerkrankungen.
Die Bereitschaft der Deutschen zur umfassenden Betreuung ihrer pflegebedürftige Angehörigen geht deutlich zurück. Dies ergab eine neue Studie. Demnach würde jeder fünfte Bundesbürger ein Familienmitglied rund um die Uhr pflegen. Noch vor fünf Jahren wollten doppelt so viele die Rundum-Pflege übernehmen.
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„Dass die Bereitschaft zur Pflege zurückgeht, wundert mich nicht“, betont Reinhold Schnabel, der sich an der Universität Duisburg-Essen am Lehrstuhl für Volkswirtschaftslehre mit der Zukunft der Pflege befasst. „Ich würde das jedoch nicht moralisch werten, da die so genannten Pflegeverweigerer gute Gründe haben können.“
Angst vor dem Jobverlust
So hätten sich die Lebensentwürfe der Frauen, die bisher meist die Pflege übernahmen, stark geändert. Viele seien heute berufstätig. Und schon wenn ein Angehöriger nur zehn Kilometer entfernt lebe, sei die Übernahme der kompletten Pflege unmöglich. Schnabel: „Sie haben dann nur zwei Möglichkeiten: Entweder die illegale Pflegerin oder das Heim.“ Die normale Tagespflege sei vielen zu teuer.
Roland Weigel von der Beraterfirma Konkret Consult Ruhr, der für die Organisation von Pflegeheimen zuständig ist, sagt: „Wichtig ist, dass die Pflegenden stärker akzeptiert werden und dass ihre Arbeit noch mehr anerkannt wird.“ Vor allem im Beruf sollte man ihnen mehr Flexibilität ermöglichen. Oft hätten sie die Sorge, durch Fehlzeiten ihren Job zu verlieren.
Die ZQP-Studie zeigt weiter, dass vor allem bei den Beschäftigten in der Privatwirtschaft die Bereitschaft gering ist, sich intensiv um pflegebedürftige Angehörige zu kümmern: Hier würden lediglich 15 Prozent eine Rundum-Pflege übernehmen.
Zu einer wachsenden Belastung für Angehörige wird die Pflege von Demenzkranken. In Deutschland sind mindestens 1,1 Millionen Menschen an Demenz erkrankt. Zwei Drittel von ihnen werden zuhause betreut.