Dortmund. Immer wieder kam es in letzter Zeit zu Lebensmittelskandalen rund um Dioxin-Ei und Pferdelasagne. Der Dortmunder Denis Becker hat in seiner Diplomarbeit Ekelfotos aus Mastbetrieben mit leckeren Kochrezepten kontrastiert. Er wünscht sich, dass die Verbraucher hinter die Idylle der Werbeplakate sehen.

Die Idee ist ungewöhnlich, das Ergebnis ebenfalls. Um mehr Menschen auf die Problematik der Massentierhaltung aufmerksam zu machen, beschloss der Dortmunder Kommunikationsdesigner Denis Becker seine Diplomarbeit diesem Thema zu widmen. Er bebilderte seine Arbeit mit von Tierschützern geschossenen Aufnahmen aus deutschen Tiermastbetrieben. Die größtenteils abstoßend wirkenden Bilder gestaltete er wie Rezepte in Kochbüchern. Neben den Aufnahmen von dicht gedrängten, teils verletzten Tieren steht dann beispielsweise "Rippchen mit aromatisiertem Reis".

Das Kleingedruckte zeigt aber kein typisches Rezept, sondern beschreibt, unter welchen Zuständen die Tiere für den Verbraucher gehalten und geschlachtet werden. "Zur Leistungsförderung und präventiven Medikation, Antibiotika und andere Medikamente unter das Futter mischen", ist als Zubereitungs-"Tipp" zu lesen. Dabei kann dem Betrachter schon mal der Appetit vergehen, was durchaus Beckers Absicht ist. Der Absolvent der Dortmunder Fachhochschule ist sei etwa acht Jahren Vegetarier und versucht sich auch vegan zu ernähren. "Das klappt allerdings noch nicht so ganz, ich esse häufiger Milchprodukte und trage auch Lederschuhe", erzählt Becker.

Werbung zeichnet unrealistisches Bild von Lebensmittelproduktion

Er wolle auch nicht den Moralapostel spielen, sondern zum Umdenken bewegen." Denn wie die Lebensmittelindustrie mit Tieren umgehe, sei in vielen Fällen geradezu kriminell. "Ich finde es einfach ärgerlich, dass die meisten Menschen nur über diese Missstände nachdenken, wenn es mal wieder einen Lebensmittelskandal gibt", so Becker. Weil sich die Skandale um Dioxin im Hühnerei und Pferdefleisch in der Lasagne in der letzten Zeit häuften, hofft Becker, dass bei immer mehr Verbrauchern ein Umdenken stattfindet. Die Werbebranche, in der Becker selbst tätig ist, habe es durch geschickte Kampagnen geschafft, dass die Verbraucher ein realitätsfernes Bild von der Fleischproduktion hätten.

"Glückliche Kühe auf grünen Alpenwiesen und freilaufende Hühner sind leider in Deutschland die Ausnahme, in der Werbung wird das aber als Normalität präsentiert", bemängelt Becker. Wahrscheinlicher sei das, was Becker unter seine Rezepte geschrieben hat: 26 Masthühner pro Quadratmeter, dunkle Ställe für Kühe und das Vollpumpen mit Antibiotika. In den kurzen Texten fasst Becker einige Fakten zur deutschen Fleischproduktion zusammen. Bewusst nutzt Becker in seiner Diplomarbeit den Widerspruch zwischen den Ekelfotos auf der linken Bildseite und den appetitlichen Rezepten auf der rechten.

Resonanz auf Diplomarbeit ist groß

Die Resonanz auf seine Diplomarbeit sei in den letzten Tagen enorm gewesen. "Vielleicht habe ich damit gerade einen Nerv getroffen", meint der Kommunikationsdesigner. Dass immer mehr Menschen sich Gedanken machten, wo ihr Essen herkommt, sei nicht zu leugnen. "Die Palette an Bio- und Vegetarierprodukten in den Supermärkten wird immer größer." Becker wolle aber gar nicht so sehr eine Kampagne gegen die Fleischindustrie fahren, sondern vielmehr erklären auf welche Art und Weise einige Lebensmittel produziert werden.