Berlin.. CSU-Chef Horst Seehofer ist wegen einer angeblich versuchten Einflussnahme seines Parteisprechers auf die Berichterstattung des ZDF unter Druck geraten. Dieser soll in der „heute“-Redaktion angerufen und gesagt haben, das ZDF möge nicht über den SPD-Landesparteitag berichten.

Lückenlose Aufklärung! Was man halt so fordert in einem solchen Fall. Diesmal ist es die Bayern-SPD, die in gerechtem Zorn entbrennt: „Versuchte Zensur“, wüten die Genossen. „Ein Skandal.“

So groß wie die Empörung auf der einen ist die Zerknirschung auf der anderen Seite. CSU-Chef Horst Seehofer geht in Sack und Asche. „Es widerspräche unserer Grundhaltung“, gibt er sich erschüttert. „Es wäre auch inakzeptabel“, was da über seinen Sprecher im Umlauf ist. Er soll am Wochenende versucht haben, beim ZDF einen TV-Beitrag über den Parteitag der Bayern-SPD zu verhindern.

Zum Hintergrund: Am Freitag und Samstag hatte einerseits die CSU einen Parteitag in München veranstaltet, zum anderen am Sonntag die SPD in Nürnberg den Münchener Oberbürgermeister Christian Ude zum Spitzenkandidaten für die im nächsten Jahr bevorstehende Landtagswahl gekürt.

ZDF-Redakteure waren "baff" über den Anruf

Nun soll an eben jenem Sonntagnachmittag, so berichteten es verschiedene Medien, Seehofers Parteisprecher Hans Michael Strepp in der „heute“-Redaktion des ZDF angerufen und dringend davor gewarnt haben, in den 19-Uhr-Nachrichten einen Bericht über den SPD-Landesparteitag zu senden. Die Tagesschau der ARD tue dies auch nicht. Und sollte das ZDF seiner Warnung zuwiderhandeln, dann werde das „Diskussionen nach sich ziehen“, soll Strepp gedroht haben.

„Baff“ seien sie gewesen über den Anruf, die Redakteure des ZDF, heißt es dort. Der Sender verlangt nun Aufklärung von der CSU. Und auch am Dienstag, als die Geschichte auf dem Markt ist, lautet innerhalb wie außerhalb der CSU die große Frage: Welcher Teufel hat Herrn Strepp geritten? Oder wie es der berüchtigte Liberale Wolfgang Kubicki wohl formulieren würde: Was hatte Strepp geraucht?

Dass es einen Anruf gab, ist unstrittig

Über eins sind sich die Beteiligten einig: Den Anruf hat es gegeben. Das bestätigen das ZDF wie Strepp. Der Sender betont, selbstverständlich sei der „Versuch der politischen Einflussnahme“ wirkungslos geblieben. Strepp bestreitet energisch, dass es einen solchen Versuch gegeben habe. Warum aber dann der Anruf?

Derweil dreht sich das Entrüstungskarussell. Ein „erbärmliches Verständnis von Pressefreiheit“ bescheinigen die bayerischen Grünen der CSU. „Skandalös“, wettert der Deutsche Journalistenverband. Dann schaltet sich der besorgte Seehofer nochmals ein und verlangt eine öffentliche Stellungnahme seines Generalsekretärs Dobrinth. Der weist darauf hin, dass Strepp sich schon beim ZDF entschuldigt habe. Sollte der Eindruck entstanden sein, er habe den Sender maßregeln wollen, „so möchte ich dazu mein Bedauern ausdrücken“.