Hannover. Vor dem Untersuchungsausschuss zu dem in die Kritik geratenen niedersächsischen Versuchs-Endlagers Asse ist ein weiteres Sicherheitsrisiko deutlich geworden: Es gibt keine genauen Angaben, wieviel Plutonium in Asse eigentlich lagert. Die Grünen im Landtag fordern vollständige Aufklärung.
Die Grünen in Niedersachsen verlangen vollständige Aufklärung über die Menge und Beschaffenheit der in der Asse eingelagerten Kernbrennstoffe. «Das jetzt entstandene Zahlen-Wirrwarr muss aufgelöst werden», sagte Fraktionschef Stefan Wenzel am Freitag in Hannover. Weil die Kernbrennstoffe Plutonium und angereichertes Uran nach europäischem Recht Eigentum von Euratom seien, müssten Experten der Kontrollbehörde in den Asse-Untersuchungsausschuss des Landtags kommen.
23 Kilo oder 25 Kilo?
Der ehemalige Bergbeamte Jürgen Schubert hatte am Donnerstag als Zeuge im Untersuchungsausschuss erklärt, in dem Bergwerk könnten 23 bis 25 Kilogramm Plutonium liegen. Die Gefahrenabschätzung des Landes Niedersachsen von 1993 nennt Wenzel zufolge etwa 24 Kilogramm Plutonium, die Datenbank «Assekat» 28,108 Kilogramm. Ein Schreiben der Wiederaufarbeitungsanlage Karlsruhe von 1998 nenne 9,579 und die Entsorgungskommission des Bundes 9,7 Kilogramm Plutonium. Diese Zahl sei zum Stichtag 2003 allerdings rückwirkend auf 11,8 Kilogramm Plutonium korrigiert worden.
Die unterschiedlichen Angaben sind Wenzel zufolge vor allem deshalb verwunderlich, weil die Betreiberfirma der Wiederaufarbeitungsanlage Karlsruhe 1974 erklärt hätte, dass «die Messgenauigkeit in Karlsruhe bei zwei Milligramm Plutonium je 200-Liter-Fass» liege. «Wir wollen die Kernbrennstoff-Bilanz der Wiederaufarbeitungsanlage in Karlsruhe sehen», sagte der Grünen-Politiker. Bei einem extrem giftigen Stoff wie Plutonium, der eine Halbwertzeit von 24 000 Jahren habe und sich auch zum Bau von Kernwaffen eigne, seien derart schwankende Mengenangaben nicht zu tolerieren. (ddp)