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Der Politik-Frust in Essen lieferte die Motivation, das Politische Forum Ruhr im Jahre 1990 ins Leben zu rufen. Doch während sich bei der Premiere gerade mal zwölf Zuhörer verliefen, ist bei der 100.Veranstaltung ein volles Haus garantiert. Zur heutigen Jubiläumsausgabe in der Philharmonie Essen wird Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) erwartet.

Das von den damaligen Essener CDU-Querdenkern Stephan Holthoff-Pförtner und Erich Immesberger gegründete Diskussionsforum hat eine steile Karriere hingelegt und gehört heute zu den bundesweit profiliertesten Veranstaltungen dieser Art. „Als wir anfingen, war der Hauptgrund der Frust über die Kommunalpolitik“, sagt Holthoff-Pförtner, der sich seinerzeit mit der CDU-Mehrheit in Essen überworfen hatte. „Wir hatten keine Lust mehr, im eigenen Saft zu schmoren, wir wollten kommunale Themen offen und parteiübergreifend diskutieren.“

Die gerade in Essen und im Ruhrgebiet eher gering ausgeprägte bürgerliche Streitkultur zu bereichern, war ein weiteres Motiv. Und schon damals galt das Motto: „Eine gute Diskussion löst nicht alle Probleme, aber sie bereitet immer eine Lösung vor.“

Ein Hang zur bürgerlichen Mitte

Mit der rasch wachsenden Referenzliste gelang es dann immer leichter, nationale und internationale Größen nach Essen zu lotsen. Kanzler und Kardinäle, Ministerpräsidenten und Spitzenmanager – sie alle nutzten die Gelegenheit, um abseits des kurzatmigen Talkshow-Einerleis ihre Thesen, Ideen und Weltanschauungen erst im Zusammenhang darzulegen und dann zu diskutieren. „An diesem Konzept halte ich weiterhin fest“, sagt Holthoff-Pförtner.

Den manchmal zu hörenden Vorwurf, er favorisiere auffallend Redner aus dem liberal-konservativen und wirtschaftsnahen Spektrum, kontert Holthoff-Pförtner mit dem Hinweis auf diverse Sozialdemokraten, die ebenfalls zu Gast waren. Vermutlich war es aber kein Zufall, dass sie alle aus dem pragmatischen SPD-Lager stammen.

„Ich habe einen Hang zur bürgerlichen Mitte, dafür werde ich mich auch nicht entschuldigen“, sagt der Essener Rechtsanwalt, Immobilien-Unternehmer und Miteigentümer der Funke-Mediengruppe. Und: „Proporz finde ich langweilig, und ich habe auch keine Lust auf Leute, die erzählen wollen, wie toll die DDR war.“