Rom. Argentinien will die sterblichen Überreste des am Freitag in Italien verstorbenen NS-Kriegsverbrechers Erich Priebke nicht annehmen. Der 100 Jahre alte einstige SS-Offizier, der als einer der letzten noch lebenden Nazi-Verbrecher galt, war in Rom gestorben und sollte neben seiner Ehefrau in Argentinien beerdigt werden.
Der am Freitag in Italien gestorbene NS-Kriegsverbrecher Erich Priebke wird in Rom beerdigt. Die Zeremonie finde am Dienstag in der italienischen Hauptstadt statt, sagte Priebkes Anwalt Paolo Giachini am Samstag der Nachrichtenagentur AFP. Der einstige SS-Offizier wollte in Argentinien neben seiner Ehefrau beerdigt werden, das südamerikanische Land lehnte dies aber ab.
Wo genau Priebke beerdigt wird, teilte der Anwalt nicht mit. Der ehemalige SS-Offizier war am Freitag im Alter von 100 Jahren gestorben. Er hatte fast 15 Jahre in der Wohnung seines Anwalts im Norden Roms unter lockerem Hausarrest gelebt. Zwar war er 1998 in Italien wegen eines Massakers im März 1944 zu lebenslanger Haft verurteilt worden, ein Jahr später kam er aber wegen seines angeblich schlechten Gesundheitszustands aus dem Militärgefängnis frei.
"Argentinien wird diesen Affront gegen die Menschenwürde nicht akzeptieren."
Priebke war nach dem Zweiten Weltkrieg nach Argentinien geflohen, wo er bis 1994 unter richtigem Namen unbehelligt gelebt hatte. Der argentinische Außenminister Héctor Timerman erließ die Anweisung, nicht die geringsten Bestrebungen zur Rückführung der Leiche (...) in unser Land hinzunehmen", teilte das Außenministerium in Buenos Aires über den Kurznachrichtendienst Twitter mit. "Argentinien wird diesen Affront gegen die Menschenwürde nicht akzeptieren." Jüdische Organisationen in Argentinien begrüßten die Entscheidung.
Ein nach Nazis recherchierender US-Journalist hatte Priebke 1994 im argentinischen Badeort Bariloche entdeckt, der einstige SS-Offizier wurde anschließend nach Italien ausgeliefert. Dort wurde er wegen des Massakers in den Ardeatinischen Höhlen bei Rom verurteilt. Am 23. März 1944 hatten italienische Partisanen mit Bomben 32 Männer einer deutschen Polizeieinheit getötet. Nur einen Tag nach dem Anschlag führten SS-Truppen insgesamt 335 ahnungslose Männer in die Höhlen, um sie zu erschießen.
Priebke soll als Hauptsturmführer die Namensliste der Opfer geführt haben, unter denen 75 Juden waren. Er gestand außerdem, zwei Gefangene selbst erschossen zu haben.
Eine Entschuldigung oder Reue waren von Priebke nie zu hören gewesen. Er bestand vielmehr darauf, dass er Befehle befolgt habe und die Ermordung der Männer nicht hätte verhindern können. Für umso mehr Aufsehen sorgten in den vergangenen Jahren Bilder des augenscheinlich unbeschwerten Lebens des Kriegsverbrechers in Rom, der zu einem Idol der Neonazi-Szene avancierte. (afp)