Die FDP kann es also doch noch schaffen, Schwarz-Gelb aber nicht. Das Wahlergebnis von Kiel ist für die Berliner Koalition so zwiespältig wie es für Rot-Grün hinter den Erwartungen zurückbleibt.
Immerhin, die FDP kann hoffen: Viermal in Serie ist sie zuletzt aus Landtagen geflogen, in Kiel hat sie mit dem schillernden Kandidaten Kubicki und auf Gegenkurs zur Bundespartei doch wieder genug Wähler angelockt. Das Wunder von der Waterkant rettet die Partei aber noch nicht. Auch wenn sich der Erfolg in NRW fortsetzen sollte: Der Überlebenskampf auf Bundesebene geht weiter, dort steht die FDP viel schlechter da. Parteichef Rösler, der mit dem Kieler Triumph nichts zu tun hat, ist irreparabel beschädigt. Seine Ablösung ist zwingend, wird die Partei aber noch Monate beschäftigen.
Für die Berliner Koalition heißt das: Die befürchteten Panikreaktionen der FDP, die zum Bruch hätten führen könnten, werden zwar ausbleiben. Doch aus der Krise kommt die Koalition nicht mehr heraus. Kiel bestätigt einen Trend, der auch die Bundestagswahl bestimmen dürfte: Für Union und FDP reicht es nicht mehr. Rot-Grün andererseits verhindern die Piraten. Eine Große Koalition wird wahrscheinlich – wenn die Parteien nicht den Mut zu neuen Bündnissen finden. Es bewegt sich schon was, etwa in Richtung Ampel: FDP-Mann Kubicki hat im Wahlkampf für Lohnuntergrenzen und höhere Spitzensteuersätze geworben. So sozialliberal war die FDP lange nicht – so erfolgreich auch nicht.