An Rhein und Ruhr. In NRW gibt es mehr freie Ausbildungsplätze als Bewerber. Azubis sind im Einzelhandel so gefragt wie selten zuvor. IHK NRW warnt vor Engpass.
Viele Einzelhändler in NRW suchen händeringend nach Auszubildenden. Laut Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit kommen im Berichtsjahr 20/21 auf einen Bewerber rund 1,33 freie Stellen. „Es gibt deutlich mehr freie Lehrstellen als Bewerberinnen und Bewerber“, schreibt die Industrie- und Handelskammer (IHK) NRW auf NRZ-Anfrage. „Im aktuellen Ausbildungsjahr hat der Kaufmann/die Kauffrau Einzelhandel mit 7,4 Prozent den größten Anteil an allen unbesetzten Ausbildungsstellen.“ Der Branche drohe ein „Azubi-Mangel“.
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Dabei gehöre die Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann/frau sowohl bei männlichen als auch weiblichen Bewerbern nach wie vor zu den drei IHK-Berufen mit den meisten Interessenten. Die Corona-Pandemie hat die Branche jedoch hart getroffen: 2020 ging die Zahl der neuen Auszubildenden um 10,3 Prozent zurück. Zum Vergleich: Zwischen 2010 und 2019 lag das durchschnittliche Minus pro Jahr lediglich bei 1,5 Prozent. Bei Frauen fiel der Rückgang der neuabgeschlossenen Ausbildungsverträge im Jahr 2020 sogar besonders stark aus (- 14,9 Prozent).
IHK: Bewerber haben so gute Chancen „wie kaum zuvor“
Aktuell gebe es im Einzelhandel noch ein leichtes Überangebot an Fachkräften, „das sich aber in den nächsten Jahren in einen deutlichen Engpass umwandeln wird“, prognostiziert die IHK NRW. Der Ausbildungsmarkt habe sich insgesamt zugunsten der Bewerber entwickelt. „Ihre Anzahl ist stärker zurückgegangen als die Anzahl der angebotenen Stellen.“ Die Pandemie habe diesen Trend zusätzlich verstärkt. Anhand der aktuellen Zahlen könne die These aufgestellt werden, dass Bewerber in NRW „so gute Chancen auf einen Ausbildungsplatz haben wie kaum zuvor“.
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Grund für den Bewerberrückgang sei neben Corona auch der demografische Wandel. 2019 habe es 30.000 Schulabgänger weniger gegeben als 2009. Die IHK NRW beruft sich dabei auf Zahlen des NRW-Schulministeriums. Zudem gebe es einen Trend zu höheren Schulabschlüssen, „mit der damit verbundenen hohen Studierneigung“. 2020 hatten 40,6 Prozent der angehenden Einzelhandelskaufleute einen Realschulabschluss. Etwa jeder Dritte (35,3 Prozent) hat vor der Ausbildung sein Abitur oder Fachabi gemacht, jeder fünfte hat nach IHK-Angaben einen Hauptschulabschluss.
>>> Infotag der IHK
Die IHK bietet noch über 13.400 freie Ausbildungsplätze in NRW an. Zum „Tag der Ausbildungschance“ am 7. Juni beantworten die Experten der 16 IHK-Zweigstellen in NRW Fragen rund ums Thema Bewerbung. Weitere Infos gibt es unter www.ihk-nrw.de/ausbildungschance.