Düsseldorf. .

Zu lange Schichten, wenige Pausen, kaum Zeit für die Kranken: In den meisten Kliniken in NRW gehören Arbeitszeit-Verstöße zum Alltag, kritisieren Ärzte-Personalräte. Die permanente Überlastung gefährde Mediziner und Patienten. Arbeitsschutzbehörden hatten in diesem Jahr bei Kontrollen in 40 Krankenhäusern in NRW 100 Verstöße festgestellt. „Das ist nur ein winzig kleiner Ausschnitt aus der Wirklichkeit”, behaupten die Vertreter der Ärzte.

„Die Höchstgrenze von zwölf Stunden Arbeitszeit wird massiv missachtet, 15-Stunden-Schichten sind nicht selten. Pausen werden nicht genommen und Ruhezeiten nicht eingehalten“, erklärt Ulrich Schütz. Er vertritt die Ärzte der Uni-Kliniken in der Landespersonalrätekonferenz. Schütz’ Einschätzung wird durch eine Umfrage unter Ärzten an der Uni-Klinik Bonn gestützt. Fast alle Befragten berichteten von Überstunden und fehlendem Freizeitausgleich. Schütz zufolge sind die für Arbeitszeitkontrollen zuständigen Abteilungen bei den Bezirksregierungen völlig unterbesetzt, ermittelt werde nur nach Aufforderung und dann meist nur nach Aktenlage.

Die Personalräte gehen davon aus, dass die Ärzte-Arbeitszeit „in 90 Prozent der Fälle nicht wahrheitsgemäß dokumentiert wird.” Gerade junge Assistenzärzte würden von ihren Vorgesetzten gedrängt, Überstunden nicht aufzuschreiben. Eine Assistenzärztin erzählte dieser Zeitung von mehreren hundert Überstunden, die sie vor sich herschiebt. „Die ständigen Arbeitszeitverstöße und die damit zusammenhängende Belastung der Ärzte sind ein echtes Risiko für die Patienten”, erklärt Burkhard Klein, wissenschaftlicher Personalrat an der Uni-Klinik Bonn.

Ursache für die Verstöße sei der chronische Ärztemangel. „Es wird einfach mit zu wenig Personal kalkuliert”, sagen Insider. Dem Marburger Bund zufolge fehlen an den Kliniken in NRW 1500 Mediziner.

Die Debatte um Arbeitszeitverstöße war vom FDP-Landtagsabgeordneten Stefan Romberg angestoßen worden. NRW-Arbeitsminister Guntram Schneider (SPD) bestätigt, dass die Bezirksregierungen nicht ausreichend kontrollierten. „Sie können es gar nicht, denn Schwarz-Gelb hat den Arbeitsschutz in NRW personell um 121 Stellen ausgedünnt. Das muss schnell wieder korrigiert werden.“ Schneider hält mehr unangekündigte Kontrollen in den Kliniken für sinnvoll. Und die Personalräte sollten sämtliche Verstöße umgehend melden.