Essen. Tausende protestieren in einer Online-Petition gegen die Pläne der Landesregierung. FDP weist die Kritik als “Stimmungsmache“ zurück
Mit Unmut und scharfer Kritik reagieren Lehrkräfte, Studierende und Verbände auf die Pläne der Landesregierung, das Schulfach „Sozialwissenschaften“ durch das Fach „Wirtschaft/Politik“ zu ersetzen. Eine Online-Petition unter dem Titel „Das Fach Sozialwissenschaftlerin darf nicht abgeschafft werden“ erhielt innerhalb weniger Tage Tausende Unterstützer. Am Montag hatten mehr als 20.000 Personen die Petition an NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) unterzeichnet.
Gestartet wurde die Protestaktion von der Essener Studentin Kalle Huner. „Wenn das Fach jetzt abgeschafft wird, dann bange ich um meine Zukunft. Dann werde ich das Fach nicht unterrichten können“, schreibt Huner zur Begründung. Bereits ausgebildete Lehrkräfte sowie Studierende würden unter dem Beschluss leiden. Auslöser der Internet-Petition ist die geplante Änderung der Lehrerzugangsverordnung durch das NRW-Schulministerium. Dadurch solle das Fach Wirtschaft an Schulen gestärkt werden, zudem müssten die Universitäten ihre Lehramtsstudiengänge entsprechend neu strukturieren.
FDP weist die Kritik an den Plänen zurück
Die FDP weist die Kritik an den Plänen zurück, es handele sich dabei um „Missverständnisse“ sowie um „Stimmungsmache der Opposition und einiger Verbände“, so die schulpolitische Sprecherin der FDP-Landtagsfraktion, Franziska Müller-Rech. „Die Einführung des Schulfachs Wirtschaft war ein wichtiger und längst überfälliger Schritt, um die Bildungschancen der Schülerinnen und Schüler langfristig zu verbessern“, teilte sie mit.
Die Lehrkräfte im Bereich Sozialwissenschaften „verfügen über die nötigen Kompetenzen, um auch das neue Fach Wirtschaft unterrichten zu können“, stellte sie klar. Abschlüsse, die noch in den nächsten Jahren erworben werden können, behielten demnach ihre Gültigkeit.
Studierende sind verunsichert
Nach den Plänen des Landes könnten ab dem Jahr 2026 die ersten Absolventen des neuen Studienfachs „Wirtschaft/Politik“ an die Schulen kommen. Bis dahin könnten die bisherigen Sowi-Lehrkräfte das Fach unterrichten und sich freiwillig fortbilden. Müller-Rech betont: „Langfristig wird es eine Neuprofilierung des Studienfachs Wirtschaft/Politik geben, welches ebenso wie das Fach Sozialwissenschaften eine interdisziplinäre Ausrichtung verfolgt.“
Viele Studierende sind offenbar irritiert und verunsichert. Eine Unterzeichnerin begründet ihre Teilnahme an der Online-Petition so: „Weil ich jetzt komplett im Unklaren bin, ob ich überhaupt noch weiter studieren möchte.“