Düsseldorf. Die Regierungszentrale am Rhein sollte bescheiden renoviert werden. Inzwischen wird seit Jahren gebaut und die Kosten explodieren.

Wenn sich Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) neuerdings regelmäßig in den Sozialen Netzwerken mit kleinen Videos ans Wahlvolk wendet, vermittelt der Hintergrund stets einen Hauch von New Yorker Loft-Atmosphäre. Die historischen Bauziegel sind freigelegt, die stählernen Türstürze sichtbar, die hohen Decken warm illuminiert. Es ist jene teure Lässigkeit, die man sonst nur aus Werbeagenturen kennt.

Doch Wüst steht nicht in einer edlen Kreativstube, sondern im Erdgeschoss seines Amtssitzes in Düsseldorf. Mit der akuten Verwechselungsgefahr hat inzwischen die Landtagsopposition ein ernsthaftes Problem.

Laschet veranlasste den Umzug ins Landeshaus

Als Wüsts Vorgänger Armin Laschet 2017 zum Ministerpräsidenten gewählt wurde, verlagerte er sogleich die Staatskanzlei aus dem gläsernen Bürokomplex „Stadthaus“ wenige Hundert Meter weiter rheinabwärts ins historische „Landeshaus“ am Horionplatz. Der Komplex diente zwischen 1911 und 1945 als Zentralverwaltung des Rheinischen Provinzialverbandes und zwischen 1961 und 1999 schon einmal als Teil der Regierungszentrale.

Der geschichtsbewusste Laschet hatte sich in das „Landeshaus“ verguckt. Es wurde eilig an den früheren Landesvater Johannes Rau (SPD) erinnert, der über das Gebäude mal gesagt haben soll: „Einladend und repräsentativ, zugleich traditionsbewusst und solide – ich finde, das Haus ist so wie unser Land.“

Mit einer ausdrücklich bescheidenen Ertüchtigung und Renovierung des altehrwürdigen Gemäuers direkt an der Rheinufer-Promenade wurde der Düsseldorfer Star-Architekt Karl-Heinz Petzinka betraut. Kurz vor Ende der Legislaturperiode bestreitet heute kaum jemand, dass die bisherigen Arbeitsergebnisse sehr stilvoll sind: Warme Töne, edles Parkett, lichtdurchflutete Büros selbst für die mittlere Führungsebene, die viele Fachminister neidisch machen dürften. Ein repräsentatives neues Hauptportal zur Rheinseite hin ist noch in Arbeit.

Es wird alles immer teurer und einfach nicht fertig

Nur: Es wird alles immer teurer und einfach nicht fertig. Am Donnerstag musste die Staatskanzlei im Hauptausschuss des Landtags einräumen, dass sich die Kosten nunmehr auf über 19,5 Millionen Euro belaufen – noch einmal zwei Millionen mehr, als noch im September veranschlagt. Erst Ende 2022 könnten die Umbauten abgeschlossen sein. Hausherr Laschet ist längst nicht mehr im Amt, und Nachfolger Wüst muss im Mai eine Landtagswahl überstehen.

Die Staatskanzlei begründet die Kostenexplosion mit unerwartet aufgetauchten Statik- und Brandschutz-Problemen. Die SPD spricht indes von einer „Luxussanierung“ und wittert eine Art weltliche Dom-Baustelle. „Es handelt sich um das Geld unserer Bürger, und da haben wir eine große Verantwortung, damit sparsam und sorgfältig umzugehen“, mahnte die SPD-Abgeordnete Elisabeth Müller-Witt am Donnerstag. Man gönne dem Ministerpräsidenten „ein ordentliches Büro“, doch irgendwann müsse mal Schluss sein mit kostspieligen Bauarbeiten.