Berlin. Um Verbrauchern den Einkauf zu erleichtern, wird es ab Herbst eine Plakette geben, die Produkte ohne Inhaltsstoffe mit verändertem Erbgut kenntlich macht. Greenpeace applaudiert, Foodwatch fordert dagegen die Kennzeichnung von Lebensmitteln mit gentechnischen Inhalten.
«Ohne Gentechnik»: Dieses neue Logo des Bundeslandwirtschaftsministeriums soll Verbrauchern die Suche nach entsprechenden Lebensmitteln erleichtern. Es solle die bereits existierenden verschiedenen Kennzeichnungen der Wirtschaft vereinheitlichen, sagte Verbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) am Montag in München. Das Siegel gebe den Konsumenten die Sicherheit, dass in den Nahrungsmitteln keine gentechnisch veränderten Bestandteile seien, auch nicht in Spuren.
Verein regelt die Vergabe
Das Logo, das aus einem grünen, auf die Ecke gestellten Quadrat mit den Worten «Ohne Gentechnik» und einer stilisierten Pflanze besteht, hat sich das Ministerium schützen lassen. Um die Vergabe soll sich allerdings ein Verein aus Vertretern der Lebensmittelwirtschaft kümmern. Dieser werde in Kürze gegründet, sagte Referatsleiter Wolfgang Koehler. Er erwartet, dass die ersten so gekennzeichneten Lebensmittel im Herbst in die Geschäfte kommen.
Was als frei von Gentechnik gilt, regelt ein bereits seit 2008 existierendes Gesetz. Dessen Bestimmungen seien teilweise noch strenger als die Richtlinien des Ökolandbaus, sagte Koehler. Die Kontrolle, ob Hersteller sie einhielten, sei Sache der Länder. Sie sei Teil der normalen Lebensmittelkontrolle. Auch Sanktionen seien Ländersache. Die Strafen bei Zuwiderhandlungen seien nicht einheitlich.
Vor allem für tierische Produkte wichtig
Das Siegel sei vor allem für tierische Lebensmittel relevant, sagte Aigner. Gentechnisch veränderte pflanzliche Lebensmittel seien ohnehin kaum zugelassen. Bei tierischen Lebensmitteln gehe es dagegen um die Fütterung, beispielsweise mit gentechnisch verändertem Soja. Diese sei für Produkte mit dem Logo in der für die Lebensmittelproduktion relevanten Zeitspanne verboten. Bei Milch sei das beispielsweise ein Vorlauf von sechs Wochen.
Eine verpflichtende Kennzeichnung «Mit Gentechnik» sei europarechtlich nicht machbar, sagte Aigner. Deswegen habe man das freiwillig verwendbare Siegel «Ohne Gentechnik» eingeführt. Es gebe in der Wirtschaft auch Skepsis und Widerstand gegen das neue Logo, sagte die Ministerin. Sie geht aber davon aus, dass die Nachfrage nach gentechnikfreien Lebensmitteln die Unternehmen überzeugt.
Geteilte Resonanz auf neues Siegel
Die Reaktionen auf den Vorstoß des Ministeriums sind gespalten. Der Verband Bioland begrüßte das neue Logo. Mit ihm könnten Hersteller und Handel tierische Lebensmittel klar kennzeichnen und sich entsprechend am Markt profilieren. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und Greenpeace lobten das einheitliche Siegel steigere die Wiedererkennbarkeit bei den Verbrauchern und erhöhe den Druck auf Hersteller und Händler. Diese müssten dem Wunsch der Verbraucher nach gentechnikfreien Lebensmitteln nachkommen.
Foodwatch-Geschäftsführer Thilo Bode erklärte dagegen: «Das Ohne-Gentechnik-Siegel ist ein großer Schritt für Frau Aigner, aber ein kleiner Schritt für den Verbraucher.» Er forderte die Einführung einer verpflichtenden Kennzeichnung «Mit Gentechnik». Die Grünen würdigten das neue Logo zwar als Schritt in die richtige Richtung, kritisierten aber ebenfalls, dass Nahrungsmittel von mit Gentechnik gefütterten Tieren nicht kennzeichnungspflichtig seien.