Ruhrgebiet. Das Geschäft mit illegal nach Deutschland eingeschmuggelten Hunde-Jungen boomt. Weil es einfach und lukrativ ist. Bundeslandwirtschaftsminister Schmidt sagte der „Welpen-Mafia“ jetzt den Kampf an.

Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) will der osteuropäischen „Welpen-Mafia“ das Handwerk legen. Er kündigte am Dienstag unter anderem eine Verschärfung der Impfvorschriften für junge Hunde und eine intensivere Beobachtung des Internethandels an.

Der Tierschutzbund NRW lobte die Idee. „Das Phänomen ist nicht neu, aber das Problem massiv“, so Vizepräsident Ralf Unna. Allein in den beiden Kölner Tierheimen landeten jährlich illegal eingeführte Welpen „im hohen dreistelligen Bereich“. Landesweit seien die Zahlen „sicher vier-, wenn nicht gar fünfstellig“. Weil Deutschland – der Flüchtlinge wegen – derzeit die Grenzen stärker kontrolliere und so vermehrt gesetzeswidrige Tierimporte aufflögen, sei das Thema „nun in Bayern aufgeschlagen“.

Vor allem aus Rumänien, Ungarn, Spanien, der Türkei und Griechenland werden Tiere importiert und hier für 150 bis 200 Euro verkauft, einen Bruchteil der Summe, die für den Welpen eines deutschen Züchters fällig wäre. Der illegale Handel habe sich in den letzten Jahren zu „einem sehr lukrativen Geschäft“ entwickelt, bestätigt die „Arbeitsgemeinschaft Welpenhandel“, ein Aktionsbündnis mehrerer Tierschutzorganisationen.

Der Hund aus dem Tierheim ist out - so läuft das illegale Welpen-Geschäft

Erst jüngst fiel auf dem Kölner Ring ein Grieche mit acht Welpen im Auto auf. Geschenke für die Familie, versicherte der Mann der Polizei. Er habe die Tiere in Rumänien gekauft, sei auf dem Heimweg. Dr. Ralf Unna, Vizepräsident des Landestierschutzbundes und Veterinär in Köln, erzählt diese Geschichte, weil er noch immer nicht glauben will, dass über Köln komme, wer von Rumänien nach Athen wolle ... Sein Anruf bei der Behörde aber konnte nicht verhindern, dass dem Griechen die Hunde zurückgegeben wurden – nachdem sie im Tierheim aufgepäppelt worden waren. „Wir Deppen vom Tierschutz sind viel Schlimmes gewohnt“, sagt der 48-Jährige. „Aber so, wie das im Moment läuft, geht’s nicht weiter.“

Das illegale Welpen-Geschäft boomt – weil es lukrativ ist, sagt die „Arbeitsgemeinschaft Welpenhandel“. Die „Vermehrung“ der Hunde sei „denkbar einfach“ und die Nachfrage „grenzenlos“. Tatsächlich, erläutert Unna, glaubten viele Käufer gar, Gutes zu tun. In seiner Praxis höre er gern die Geschichte vom Hund, den man via Internet-Kauf aus einer osteuropäischen „Tötungsmaschine“ gerettet habe. Es sei „hip“ solche Tiere zu kaufen, „für den Mischling aus dem Tierheim interessiert sich keiner mehr“.

Tiere aus illegaler Zucht oft krank

Was viele Käufer solcher Welpen nicht ahnen: Die Tiere sind oft krank, fast nie geimpft. Die Nachimpfungen schlügen mit rund 400 Euro zu Buche – bei einem gesunden Hund. Experten raten, Welpen nur beim Züchter, niemals übers Internet oder auf der Straße zu kaufen.

Auch „Zoo Zajac“ in Duisburg bietet Welpen an, als bundesweit einzige Tierhandlung. Als 2011 die ersten Tiere verkauft wurden, hagelte es Proteste. Inzwischen laufe das Geschäft gut, sagt Geschäftsführer Norbert Zajac. Im Durchschnitt verkaufe er pro Tag einen Hund. Im Dezember aber nicht: „Aufgeklärte Menschen verschenken keine Tiere zu Weihnachten!“