Düsseldorf. Große Vorlesungen im Hybrid-Format und digitale Prüfungen: NRW will Hochschulen auch künftig mehr Freiheiten gewähren.

Auch nach einem Ende der Corona-Pandemie sollen Online-Vorlesungen und Digital-Prüfungen an den nordrhein-westfälischen Hochschulen möglich bleiben. Das hat NRW-Wissenschaftsministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen (parteilos) am Freitag im Landtag klargestellt.

„So könnten zukünftig verschiedene Lehrveranstaltungen – man denke an große Vorlesungen mit Hunderten von teilnehmenden Studierenden – auch digital durchgeführt werden“, sagte Pfeiffer-Poensgen. Der ab Oktober wieder geplante Wintersemester-Regelbetrieb erfahre dadurch „eine sinnvolle und auf Dauer angelegte Ergänzung“.

Land will nicht, dass die Präsenzlehre zu sehr zurückgeht

Nach bisheriger Gesetzeslage waren digitale Lehrformate nur in Ausnahmefällen und als Zusatzangebot zulässig. Wie weit die Umstellung auf Online-Lehre künftig gehen kann, müssen die Hochschulen mit dem Land abstimmen. Es solle verhindert werden, dass die Präsenzlehre mehr und mehr zurückgehe, stellte Pfeiffer-Poensgen klar: „Das wollen wir definitiv nicht.“

Unklar ist, inwieweit etwa große Standardvorlesungen mit Sitzplatzproblemen im Hörsaal demnächst generell als Hybrid-Modelle angeboten werden. Zugleich soll es weiterhin eine ausreichende Trennschärfe geben zu reinen Fernuniversitäten. Die NRW-Hochschulen hatten sich während der drei „Corona-Semester“ offen gezeigt für digitale Veranstaltungsformate und in der Notlage viele neue Lehrformen entwickelt. Wer zu Beginn der Pandemie sein Studium aufgenommen hat, ist mitunter seither nur selten in seiner Universitätsstadt gewesen und hat dennoch alle Prüfungen bestanden.

Digitale Lern- und Prüfungsformate sind längst etabliert

Die Herausforderungen der Corona-Krise seien im Hochschulbetrieb „außerordentlich gut gemeistert“ worden, lobte die Wissenschaftsministerin. Digitale Lern- und Prüfungsformate seien mit viel Kreativität etabliert worden.

SPD-Wissenschaftsexperte Dietmar Bell signalisierte grundsätzlich Unterstützung der Opposition für den Digitalisierungskurs in der Hochschullandschaft. Allerdings mahnte Bell an, „dass die Abkehr von der Präsenz in einer vernünftigen Art und Weise geschehen muss“. Reine digitale Lehrformate seien auf Dauer nicht geeignet, die Qualität der Hochschulabschlüsse zu sichern.