Essen. Umfrage: Große Mehrheit ist überzeugt, dass die Zahl der Kriegsflüchtlinge zu bewältigen ist. Viele Bürger besorgt über steigende Energiepreise.

Angesichts des Krieges und der Not in der Ukraine ist die Bereitschaft, Flüchtlinge aufzunehmen und ihnen zu helfen, in NRW offenbar nach wie vor groß: Trotz der hohen Zahl von schutzsuchenden Menschen ist eine große Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger in NRW überzeugt: Wir schaffen das. 72 Prozent der Menschen sind der Ansicht, dass die Zahl der bisher nach Nordrhein-Westfalen gekommenen Flüchtlinge zu bewältigen ist. Insgesamt 23 Prozent glauben das hingegen nicht, vor allem die Anhänger der AfD (69 %) sind dieser Meinung.

Die Anhänger von CDU (79 %), FDP (74 %), SPD (81 %) und Grünen (88 %) sind hingegen mit deutlicher Mehrheit der Meinung, dass NRW die Zahl der Flüchtlinge bewältigen kann. Dies ist ein Ergebnis des vierten „NRW-Checks“, einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa im Auftrag von 39 Tageszeitungen in NRW.

Sorgen um die Energieversorgung

Bei der Frage, ob Deutschland vollständig auf russisches Erdgas verzichten sollte, auch wenn dies zu Engpässen und einer erheblichen Verteuerung bei der Versorgung mit Gas in Deutschland führen würde, zeigt sich hingegen ein geteiltes Meinungsbild. So sprechen sich 44 Prozent der Befragten für und ebenso viele gegen den Verzicht auf russisches Gas aus. Für einen Verzicht sind mit 63 Prozent am häufigsten die Anhänger der Grünen, dagegen sind mit großer Mehrheit (80 %) die AfD-Anhänger.

Um einer Versorgungslücke bei der Energie vorzubeugen, spricht sich wie schon bei der Befragung im März eine Mehrheit der Menschen in NRW (66 %) dafür aus, die in diesem Jahr vorgesehene Abschaltung der Kernkraftwerke zu überdenken. Nur die Anhänger der Grünen wollen mehrheitlich (60 %) an der Abschaltung festhalten.

Ausstieg aus Atomkraft überdenken

Vor allem ältere Menschen (72 %) sind dafür, die Abschaltung der Atomkraftwerke zu überdenken. Die Jüngeren (18-29 Jahre) sind in dieser Frage gespalten: 52 Prozent sind dafür, die Abschaltung zu überdenken, 47 Prozent sind hingegen der Ansicht, die Kraftwerke sollten wie geplant heruntergefahren werden.

Ähnlich geteilt wie im März ist das Meinungsbild in der Frage, ob der für 2030 geplante Ausstieg aus der Kohle-Energie angesichts der zu erwartenden Engpässe bei der Versorgung mit Gas verschoben werden sollte. 48 Prozent der Befragten sprechen sich aktuell für eine Verschiebung aus, 44 Prozent wollen am bisherigen Zeitplan festhalten – darunter sind vor allem die 18- bis 29-Jährigen (58 %) sowie die Anhänger von SPD (52 %) und Grünen (83 %). Mehrheitlich für eine Verschiebung des Ausstiegs aus der Kohle-Energie sind die Anhänger der CDU (68 %), der FDP (69 %) sowie der AfD (87 %).

Belastung durch steigende Preise

Sorgen bereiten den Bürgerinnen und Bürgern in NRW nach wie vor die steigenden Preise für Energie und Kraftstoffe. Wie bereits im Dezember letzten Jahres sieht weiterhin eine Mehrheit der Befragten (57 %) ihren Haushalt durch die steigenden Energie- und Benzinpreise stark oder sehr stark belastet. 36 Prozent fühlen sich etwas und nur vier Prozent überhaupt nicht belastet. Vor allem die Arbeiter (81 %) sehen sich durch die steigenden Kosten unter großem Druck.

Von denjenigen Menschen, die sich durch die steigenden Preise mindestens etwas belastet sehen, müssen sich 29 Prozent beim Heizen sowie bei Energie und Wasser einschränken, 19 Prozent beim Autofahren, 16 Prozent bei Ausgaben des täglichen Bedarfs und 15 Prozent bei ihren Freizeitaktivitäten. 30 Prozent gaben an, sich bislang gar nicht einschränken zu müssen. Im Dezember lag dieser Wert allerdings noch bei 45 Prozent.

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Der NRW-Check ist eine repräsentative Befragung des Forsa-Instituts. Auftraggeber sind 39 Zeitungstitel aus NRW, darunter die WAZ. Die Titel haben insgesamt eine tägliche gedruckte Auflage von rund zwei Millionen Exemplaren und eine durchschnittliche wöchentliche Gesamtreichweite in gedruckten wie digitalen Angeboten von rund 9,8 Millionen Leserinnen und Lesern. Die umfangreiche Befragung findet in vier Teilen statt - nach dem ersten Aufschlag im Dezember 2021 ist dies der vierte Teil.

Für die aktuelle Erhebung sind 2006 nach einem systematischen Zufallsverfahren ausgewählte Wahlberechtigte ab 18 Jahren in Nordrhein-Westfalen befragt worden. Die Umfrage wurde vom 19. bis 26. April 2022 durchgeführt.

Um die Ergebnisse auf die Gesamtheit der wahlberechtigten Bevölkerung in NRW zu übertragen, sind wie bei allen Stichprobenerhebung mögliche Fehlertoleranzen zu berücksichtigen. Im vorliegenden Fall liegt die Fehlertoleranz bei +/- 2,2 Prozentpunkte.