Berlin/Hamburg. Hamburgs Zweite Bürgermeisterin wurde auf einem Fest belästigt. Später kam raus: Der Täter hätte gar nicht auf der Feier sein dürfen.
Hamburgs Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank (Grüne, 39) ist beim Fest der eigenen Landesvertretung in Berlin Opfer eines sexuellen Übergriffs geworden. In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch kam es gegen 2 Uhr morgens zu dem Vorfall.
Fegebank und andere Gäste tanzten nach Informationen unserer Redaktion noch zu der Musik der letzten dort auftretenden Live-Band („Die Soulisten“), als ein offenbar stark alkoholisierter Mann die Tanzfläche betrat. Den Schilderungen nach berührte er Fegebank zunächst unbeabsichtigt. Offenbar hielt auch die Zweite Bürgermeisterin dies zunächst für ein Versehen.
Als Fegebank die Tanzfläche später verließ, näherte sich derselbe etwa 25 bis 30 Jahre alte Mann jedoch erneut, diesmal von hinten. Er fasste sie abermals und diesmal erkennbar absichtlich an. Daraufhin stellten Fegebank und ihre Begleiter den Mann zur Rede.
Piotr K. war unbefugt auf dem Gelände
Als der Mann sich entfernen wollte, rief Fegebank die Sicherheitsleute des Festes. Diese übergaben den Mann der vor dem Eingang postierten Polizei, die ihn zur Feststellung der Personalien mitnahm. Wie sich kurz darauf herausstellte, hatte der Mann auch mindestens eine weitere Frau unsittlich berührt.
Bei dem Tatverdächtigen handelt es sich nach Informationen unserer Redaktion um den 24 Jahre alten Piotr K. Nach Überprüfung sämtlicher Personallisten der auf dem Fest engagierten Firmen räumte der Leiter der Landesvertretung, Steffen Hebestreit, am Donnerstagnachmittag ein, dass Piotr K. offenbar die Sicherheitsvorkehrungen umgangen hatte. „Es ist jetzt klar, dass der Mann sich unbefugt auf dem Gelände aufgehalten hat“, sagte Hebestreit. „Wir werden nun Anzeige wegen Hausfriedensbruch erstatten.“
Fegebank und Polizei erstatteten Anzeige
Das Gelände sei bereits Tage vor der Veranstaltung abgesperrt und von einer privaten Sicherheitsfirma bewacht worden, so Hebestreit. Zudem hätten die Berliner Polizei und das Bundeskriminalamt für die Sicherheit bei dem Fest gesorgt. Wie es dem Mann gelungen sei, auf das Gelände zu kommen, werde nun geprüft. So etwas dürfe nicht passieren und sich auch auf keinen Fall wiederholen, sagte der Leiter des Landesvertretung. Daher sei es wichtig, die Schwachstellen bei den Sicherheitskontrollen zu finden. Einige Gäste hatten etwa in soziale Netzwerken von eher laxen Einlasskontrollen berichtet.
„Das war ein unschönes Erlebnis“, sagte Fegebank noch am Mittwochabend unserer Redaktion. „Ich habe Anzeige erstattet. Der Rest ist Sache der Polizei.“ Fegebank und die Grünen hatten sich für die Kampagne „Nein heißt Nein“ gegen sexuelle Übergriffe eingesetzt.
Da sich Piotr K. auch massiv gegen die Polizisten zur Wehr setzte, erstatteten diese laut Auskunft der Berliner Polizeipressestelle ebenfalls Strafanzeige gegen den Mann. Nun werde gegen ihn wegen Beleidigung auf sexueller Grundlage und wegen Widerstandes gegen Vollstreckungsbeamte ermittelt. Nach erkennungsdienstlicher Behandlung sei Piotr K. auf freien Fuß gesetzt worden, so die Polizei.
Beim Landesfest waren 3000 Gäste
Der Hamburger Staatsrat Wolfgang Schmidt (SPD), Gastgeber der Veranstaltung, sagte zu unserer Redaktion: „Es ist traurig, dass es bei einem so schönen Fest einen so unschönen Vorfall gegeben hat. Ich bin froh, dass der Täter sofort dingfest gemacht werden konnte.“
Das Jahresfest in der Hamburger Landesvertretung in Berlin wird stets von vielen Prominenten besucht. Diesmal waren mehr als 3000 Menschen zu Gast, darunter auch Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier, Sozialministerin Manuela Schwesig und Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz.
Dieser Artikel ist zuerst auf abendblatt.de erschienen.