Essen. Moore, Auen und Überflutungsgebiete sollen Überschwemmungen vorbeugen. EU fördert Projekt unter Leitung Essener Forscher mit 21 Millionen Euro.

Nach der Überschwemmungskatastrophe im Juli fordern Experten, Landschaften und Flussgebiete neu zu gestalten. „Die Flutkatastrophe in NRW und Rheinland-Pfalz machen deutlich, wie Klimawandel und Gewässerverbauung zusammenwirken“, sagt Daniel Hering, Professor für Aquatische Ökologie an der Uni Duisburg-Essen. „Gewässer und ihre Auen brauchen mehr Raum, sie müssen renaturiert werden.“

EU fördert Projekt mit 21 Millionen Euro

Das von ihm geleitete europäische Forschungsvorhaben „Merlin“ sucht konkrete Lösungen, wie Gewässer und Flüsse renaturiert werden können, um zum Beispiel das Wasser besser zu speichern und zurückzuhalten. Beteiligt an dem Projekt, das die EU bis 2025 mit insgesamt 21 Millionen Euro unterstützt, sind 44 Partner-Institute, Hochschulen, Naturschutzorganisationen und Kommunen aus ganz Europa.

Dabei geht es zum Beispiel um die Wiederherstellung von Auen-Landschaften und Mooren, die als Wasserrückhalt dienen, den Artenschutz verbessern und Kohlendioxid speichern können, so Hering. „Die Renaturierung kann einen Beitrag zur Vorbeugung von Flutkatastrophen leisten“, ist der Wissenschaftler überzeugt.

Renaturierung des Emscher-Umfelds

Dazu benötigen die Flüsse mehr Raum und Überschwemmungsgebiete, damit das Wasser nicht in Massen zu Tal rauscht. Zudem müssten Gewässer wieder ihren natürlichen und geschwungenen Lauf zurückerhalten. Hering: „Wenn große Flächen überschwemmt werden, reduziert das die sich aufbauende Hochwasserwelle. Das kann im Notfall die entscheidenden Zentimeter ausmachen, damit Dämme nicht überflutet werden.“

Die Renaturierung der Emscher ist eines der geförderten Projekte. Nachdem der ehemalige Schmutzwasserlauf bereits mit großem Aufwand gereinigt und umgestaltet wurde, soll „Merlin“ nun das Gewässerumfeld aufwerten. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf die Einrichtung von Blühwiesen auf den Emscherdeichen. Dies sei nicht nur ein Beitrag zum Hochwasserschutz und zur Artenvielfalt, „es schafft auch einen attraktiven Erholungsraum“, so Hering.