Düsseldorf. Um sich und andere zu schützen, um sicher in die Ferien und in die Prüfungen zu starten: Viele Schüler gehen auf Nummer sicher.

Schülerinnen und Schüler in NRW müssen zwar seit Montag keine Maske mehr im Unterricht tragen, die „übergroße Mehrheit“ nutzte aber den Mund-Nasen-Schutz freiwillig weiter, sagte ein Sprecher der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in NRW nach einer Blitz-Umfrage in Schulen.

Stefan Behlau, Landesvorsitzender des Verbandes Bildung und Erziehung bestätigte:  "Viele Schülerinnen und Schüler tragen freiwillig weiterhin die Maske, um sich und ihr Umfeld zu schützen. Während die Politik allein auf das Prinzip Hoffnung setzt, übernehmen die Kinder und Jugendlichen selbst Verantwortung für ihre Gesundheit und leisten ihren Beitrag, um einen möglichst kontinuierlichen Schulbetrieb zu gewährleisten.“ Die Maske könne zwar „lästig“ sein, aber möglicher Unterrichtsausfall sei „ein deutlich größeres Problem", sagte Behlau dieser Redaktion.

Diese Corona-Regeln gelten seit Sonntag in NRW.

Schulleiter: Bis zu 90 Prozent der Kinder tragen Maske

Laut der Schulleitungsvereinigung NRW tragen bis zu 90 Prozent der Kinder und Jugendlichen weiter Masken im Unterricht. Die Verbands-Vorsitzende Antonietta Zeoli begrüßt dies ausdrücklich. Das Ende der Maskenpflicht komme ihrer Meinung nach „verfrüht“. Zahlreiche Elternschaften würden daher auch das Maskentragen weiterhin empfehlen. Die Landeselternschaft der integrierten Schulen forderte die Landesregierung auf, die Entscheidung über das Maskentragen den Schulen selbst zu überlassen. NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) lehnt dies ab. Jeder könne individuell für sich entscheiden, ob er den Schutz in der Schule tragen wolle oder nicht.

"Besser Urlaub als Quarantäne"

„Selbstverständlich“ schrieb die 17-jährige Schülerin die Matheklausur am Montagmorgen mit der FFP2-Maske vor Mund und Nase – so wie alle anderen auch. „Und auch auf den Fluren und in den Kursen trugen alle eine Maske“ berichtet die Schülerin eines Essener Gymnasiums. „Ich finde das gut so und hoffe, dass das noch möglichst lange beibehalten wird“, sagt sie, obwohl seit Montag an Schulen in NRW offiziell keine Maskenpflicht mehr gilt. Wie viele andere Schülerinnen und Schüler hat auch die 17-Jährige Pläne für die Osterferien, „und da möchte ich gerne in den Urlaub fahren und nicht in Quarantäne müssen“.

Klare Haltung der Landesschülervertretung 

Unter Jugendlichen ist das eine weit verbreitete Haltung. Die Landesschülervertretung (LSV) in NRW kritisiert das Ende der Maskenpflicht und ruft dazu auf, den Mund-Nasen-Schutz freiwillig zu benutzen. „Das ist ein geringer Aufwand und bietet hohen Schutz“, sagt Ilayda Dogan vom Vorstand der LSV. „Wir sehen das Ende der Maskenpflicht mit Blick auf die immer noch hohen Infektionszahlen sehr kritisch“, so die 19-Jährige.

„In unserer Schule habe ich heute nur sehr wenige Schüler ohne Maske gesehen“, beobachtete sie. Viele hätten so kurz vor den Ferien Angst vor einer Infektion, „wir wollen mit der Familie feiern und nicht die Großeltern anstecken“. Zudem stünden jetzt bei den Abschlussjahrgängen die Motto-Wochen und nach den Ferien die Abi-Klausuren an. „Da wollen wir nicht fehlen.“

Furcht vor umfangreichen Unterrichtsausfällen

„Geschätzt tragen etwa 80 bis 90 Prozent der Schülerinnen und Schüler weiter die Maske“, beobachtete Antonietta Zeoli, Vorsitzende der Schulleitungsvereinigung NRW. „Das Ende der Maskenpflicht kommt verfrüht“, sagt die Gymnasiallehrerin. Daher würden vielerorts Eltern aller Schulformen ihren Schulgemeinden das freiwillige Tragen einer Maske empfehlen. Die Sorge gelte dabei nicht nur den Kindern, sondern auch den Familien. „Die Begründungen sind die Familiensituationen, in denen oftmals Großeltern oder andere Risikogruppen unter einem Dach leben“, erklärt Zeoli. Die Schulleitungen befürchten zudem, dass Lehrkräfte sich anstecken und es zu umfangreichen Unterrichtsausfällen kommen könnte.

Die Inzidenzwerte sinken in NRW langsam.

Streit oder Konflikte in der Schule, ob die Maske nun weiterhin getragen werden soll, befürchtet die Pädagogin indes nicht. Es werde zu Diskussionen kommen, doch „konstruktiver Dissens wie auch ziviler Ungehorsam gehören aus meiner Sicht zu einer gesunden Schulkultur“, sagt Zeoli.

Gewerkschafter: Gesellschaftskonflikt wird nun in Schulen ausgetragen

„Die übergroße Mehrheit der Schülerinnen und Schüler trägt weiter Maske, um sich und andere zu schützen“, bestätigte ein Sprecher der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) nach einer Blitz-Umfrage. Die Masken-Quote schwanke, je nach Klasse, zwischen 70 und 100 Prozent. Die Gewerkschaft kritisiert, dass der Konflikt um das Maskentragen nun in Schulen ausgetragen werde, zum Teil mit unversöhnlichen Positionen.

Die GEW-Landesvorsitzende Ayla Çelik sagt: „Da, wo Politik sich um allgemeingültige Regelungen drückt, übernehmen Lehrkräfte und Schülerinnen und Schüler Verantwortung. Die Folge ist, dass gesamtgesellschaftliche Konflikte bis in die Schule reichen und den Schulbetrieb gefährden. Das Verantwortungs-Karussell dreht sich damit bis ins Klassenzimmer."

"Verantwortung ist besser als das Prinzip Hoffnung"

"Viele Schülerinnen und Schüler tragen freiwillig weiterhin die Maske, um sich und ihr Umfeld zu schützen“, erklärte Stefan Behlau, Landesvorsitzender des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE). Während die Politik nur auf das Prinzip Hoffnung setze, übernähmen die Schülerinnen und Schüler selbst Verantwortung für ihre Gesundheit und leisteten ihren Beitrag, um einen möglichst kontinuierlichen Schulbetrieb zu gewährleisten. „Die Maske kann lästig sein, aber möglicher Unterrichtsausfall ist ein deutlich größeres Problem", sagte Behlau.

Eine schulinterne Verpflichtung zur Maske ist nicht mehr gestattet. Daran entzündet sich die Kritik der Landeselternschaft der integrierten Schulen (Leis) in NRW. Die Entscheidung darüber müsse die Regierung den Schulen überlassen, fordert Leis-Vorsitzender Ralf Radke. Die die Tatsache, dass Nahverkehr und Landtag an der Maskenpflicht festhielten, spreche für die Sinnhaftigkeit der Masken auch in Schulen. „Gerade von einer liberalen Schulministerin würden wir mehr Freiheiten für die Schulen erwarten“, so Radke.

Schulministerium: Empfehlung ja, Verbot nein

Aus dem Schulministerium hieß es, die Freiwilligkeit, in den Schulen eine Maske zu tragen, bedinge, dass es gegenüber Schülern und Lehrern keine rechtliche Handhabe gebe, das Tragen einer Maske anzuordnen. Die Schulen könnten die Maske empfehlen, eine verbindliche Wirkung habe dies aber nicht.

Weniger Infektionen

Mit Stichtag 30. März meldeten die Schulen 45.293 Corona-Fälle unter Schülern. Der Anteil sank laut Schulministerium von 2,62 auf 2,37 Prozent. 20.250 Schüler (1,1 Prozent, Vorwoche: 1,2 Prozent) waren in Quarantäne. 5.981Corona-Fälle wurde unter Lehrkräften gemeldet (Vorwoche: 6.636), in Quarantäne befanden sich 1.221 Lehrer (Vorwoche: 1.183).