Hamburg. Das umstrittene Sarrazin-Interview soll Bundesbankchef Weber bereits vor der Drucklegung gekannt haben. Sarrazin, der Vorstandsmitglied der Bundesbank ist, hatte sich darin abfällig über Türken und Araber geäußert. Die Bundesbank entzog ihm daraufhin einen Teil der Aufgaben.
Bundesbankchef Axel Weber kannte das umstrittene Interview des Vorstandsmitglieds Thilo Sarrazin einem Medienbericht zufolge bereits vor der Drucklegung. Protestiert habe er jedoch erst, als das Erscheinen des Interviews nicht mehr aufzuhalten gewesen sei, berichtet das «Nachrichtenmagazin »Der Spiegel« vorab.
Keine grundsätzlichen Bedenken
Schon die Interview-Anfrage der Kulturzeitschrift «Lettre International» sei über die Pressestelle der Institution gekommen. Mitarbeiter der Kommunikationsabteilung hätten Sarrazin zu dem Gespräch geraten, das dann in der Niederlassung der Bundesbank in Berlin geführt worden sei. Der Leiter der Kommunikationsabteilung habe nach eingehender Lektüre keine grundsätzlichen Bedenken gehabt, aber Änderungsvorschläge, die Sarrazin auch übernahm, gemacht. Anschließend habe die Bank die genehmigte Fassung an «Lettre» übermittelt, schreibt das Magazin weiter.
Sarrazin, der seit Mai Vorstandsmitglied der Bundesbank ist, war in die Kritik geraten, weil er sich in einem Interview abfällig über in Berlin lebende Türken und Araber geäußert hatte. Die Bundesbank hatte ihm daraufhin einen Teil der Aufgaben entzogen. Die Distanzierung der Bundesbank von den «diskriminierenden Äußerungen von Dr. Thilo Sarrazin» sei alleine durch Weber - ohne Rücksprache mit den übrigen Vorständen erfolgt, schreibt der «Spiegel» weiter. (ddp)
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