Essen. Spielzeughersteller Playmobil beschwert sich bei den Piraten, weil immer wieder Playmobilfiguren verwendet werden, um Piratentexte zu bebildern. Dies sollten die Piraten doch bitte unterlassen, denn Playmobil sei ein politisch neutrales Spielzeug. Die Piraten machen sich über “Playmobilgate“ lustig.
Der Kindheit glückliche Tage sind weitgehend politikfreie Tage. Das soll auch so bleiben, findet der Spielzeug-Hersteller Playmobil und wendet sich mit einer Forderung an die Piraten: Die Politik-Pioniere mögen es doch bitte zukünftig unterlassen, Playmobil-Piraten bewusst für die Werbung einzusetzen.
Playmobil schreibt in einer E-Mail an die Piraten, es sei dem Unternehmen ein "ernstes Anliegen, das für Kinder bestimmte Spielzeug grundsätzlich von politischen Assoziationen jeder Art freizuhalten". Der Hersteller verweist auf seine Unternehmensrichtlinien, in denen Playmobil Veränderungen an Figuren verbietet, wenn diese zur politischen Meinungsäußerung genutzt werden.
Playmobil hat sonst nichts gegen die Piraten
Das Vorgehen gegen die Piraten entbehre, so Playmobil,
jeglicher politischer Wertung. Man habe nichts gegen die Piraten oder ihre Politik. Nur wolle man sich nicht für politische Werbung instrumentalisieren lassen.
Die Piraten reagieren indes verwundert bis belustigt auf das Schreiben. "Ich weiß nicht so recht was ich damit anfangen soll", schreibt ein Pirat, der die Mail an die "Arbeitsgemeinschaft Recht" der Partei weiterleitet. Auf Twitter schreibt Matthias Schrade, Beisitzer im Bundesvorstand der Piraten: "Die spinnen, die... äh, Juristen". Unter dem Hashtag #playmobilgate finden sich hunderte Stimmen, die sich amüsiert bis entsetzt über das Playmobil-Schreiben zeigen.
Playmobil wehrt sich häufiger gegen "Missbrauch" der Spielzeugfiguren
Es ist anscheinend nicht das erste Mal, dass sich Playmobil gegen Verwendung seiner Figuren wehrt. Schon 2008 berichtete der Blogger Markus Beckedahl, dass Playmobil Studenten der Fachhochschule Offenburg die Verwendung von Playmobil-Figuren für ein Musikivideo untersagt habe. In dem Fall ging es laut Beckedahl um einen Clip mit dem Titel "I Sexy", der nach Ansicht von Playmobil nicht für Kinder geeignet gewesen sei.
Ob Playmobil in einem Rechtsstreit gegen die Piraten eine Chance hätte, ist unklar. Denn generell habe der Hersteller eines Produkts - in diesem Fall Playmobil - durchaus das Recht, zu verhindern, dass sein Produkt für wirtschaftliche oder politische Interessen Dritter verwendet wird, sagt der Düsseldorfer Markenrechtsanwalt Michael Terhaag: "Markenrechtlich geschützte Produkte wie Playmobilfiguren dürfen nicht zweckentfremdet werden."
Auf Wahlplakaten dürften die Piraten keine Playmobilfiguren verwenden
Dabei komme es aber darauf an, wer das tut - und für welchen Zweck. Wenn die Piraten auf einem offiziellen Wahlplakat mit einer Playmobilfigur werben, liege wohl ein Rechtsverstoß vor. Stellt allerdings ein Pirat bei einem Parteitag eine Playmobilfigur auf, die dann zufällig von der Presse fotografiert wird, ist das nach Ansicht von Terhaag noch nicht zu beanstanden.
Wohl auch wegen dieser Unklarheit hat Playmobil angekündigt, keine juristischen Schritte unternehmen zu wollen. Den Piraten wird es egal sein. Einer von ihnen schreibt: "Ich vermeide solche Fotos in der Regel, da ich sie zu kitschig finde."