Berlin. In mehreren deutschen Städten gab es am Mittwochabend Demonstrationen gegen Antisemitismus. In Berlin kam es zu einem Zwischenfall.
In mehreren Städten haben am Mittwochabend Menschen unterschiedlichen Glaubens demonstriert. Als Ausdruck der Solidarität mit jüdischen Gemeinden trugen viele von ihnen die traditionelle jüdische Kopfbedeckung Kippa. Solidaritätsveranstaltungen gab es unter anderem in Berlin, Köln, Erfurt und Magdeburg.
Die Jüdische Gemeinde zu Berlin hatte nach vor einer Woche zu einer Kundgebung aufgerufen. Andere Städte schlossen sich an.
Beschimpft und Israel-Fahne entrissen
Zu einem Zwischenfall kam es bei einer kleineren Demonstration mit wenigen Personen in Berlin. Sie wurde von Passanten massiv gestört und musste kurz nach Beginn abgebrochen werden. Der Grund: Die Teilnehmer fühlten sich bedroht.
Einige Männer wurden kurz nach Beginn der Versammlung beschimpft, ein junger Mann entriss den Demonstranten eine israelische Fahne und rannte davon. Die Polizei nahm die Verfolgung auf und konnte den Mann stellen. Er wurde vorübergehend in Gewahrsam genommen und dann wieder auf freien Fuß gesetzt.
Die Demonstranten hätten sich durch Passanten bedroht gefühlt, sagte die Polizei. In der Gegend leben viele arabischstämmige Menschen. Zur selben Zeit war am Abend eine größere Solidaritätskundgebung „Berlin trägt Kippa“ vor der jüdischen Gemeinde in Charlottenburg geplant.
Unterstützung aus der Politik
In Köln trägt die Aktion den Namen „Kippa Colonia“. Etwa 150 Teilnehmer kamen zu einem Solidaritäts-Rundgang durch Erfurt zusammen. Zur Aktion „Thüringen trägt Kippa“ waren auch Vertreter der Kirchen, aus der Politik, von Vereinen und anderen Organisationen erschienen.
Mehrere Bundesminister hatten vor Beginn der Aktion ihre Unterstützung ausgedrückt. Außenminister Heiko Maas sagte dem Berliner „Tagesspiegel“: „Wenn junge Männer bei uns bedroht werden, nur weil sie eine Kippa tragen, müssen wir deutlich machen: Sie sind nicht allein.“ Niemals dürfe zugelassen werden, dass Antisemitismus in Deutschland wieder alltäglich wird.
Bundesfamilienministerin Franziska Giffey sagte: „Jüdinnen und Juden müssen in Deutschland sicher leben können – das ist nicht verhandelbar.“ Bundesjustizministerin Katarina Barley (alle SPD) erklärte am Mittwoch in Berlin: „Aktionen wie ‘Berlin trägt Kippa’ sind ein wichtiges Zeichen der Solidarität.“ (dpa/rtr/epd)