Essen.. Der kriselnde Energiekonzern RWE will angesichts von roten Zahlen den Großteil der Dividende streichen. Zudem kündigte RWE an, das laufende Sparprogramm im Konzern noch einmal zu verschärfen.


Beim Essener Energiekonzern RWE ist ein heftiger Streit um die Dividende entbrannt. Die überraschende Ankündigung des RWE-Vorstands, die Gewinnausschüttung fast vollständig streichen zu wollen, löste massive Kritik bei den Städten aus, die mit großen Aktienpaketen am Unternehmen beteiligt sind. „Das übertrifft meine schlimmsten Alpträume“, sagte Essens Kämmerer Lars Martin Klieve. Mülheims Finanzchef Uwe Bonan sprach von einer „bösen Überraschung“, und sein Bochumer Amtskollege Manfred Busch beklagte einen „Schlag ins Kontor der Kommunen“.

Im vergangenen Jahr hatte RWE noch einen Euro je Aktie gezahlt. Diesmal sollen lediglich die wenigen sogenannten Vorzugsaktionäre eine Mini-Ausschüttung von 13 Cent je Anteilsschein erhalten. Für die Stammaktionäre – das ist die große Mehrheit der Eigner – soll es nichts geben. Lag die Gesamtauszahlung von RWE zuletzt bei 615 Millionen Euro, sollen es nun etwa fünf Millionen Euro sein.

RWE-Chef PeterTerium verteidigt die Kürzungen

Allein für die Stadt Essen sollen im Vergleich zum Vorjahr gut 18 Millionen Euro wegfallen. Für das laufende Jahr hatte Essen eine 50-Cent-Dividende, also neun Millionen Euro. Kämmerer Klieve verwies darauf, dass die Finanzlage wegen der Flüchtlingskrise derzeit besonders kritisch sei. Die Stadt Mülheim hatte mit einer Kürzung der Dividende auf 75 Cent gerechnet, ihr könnten nun rund 7,35 Millionen Euro fehlen.

Im Kreis der Kommunen wird bereits geprüft, ob es möglich ist, den Dividenden-Vorschlag des RWE-Vorstands bei der Hauptversammlung am 20. April in der Essener Grugahalle zu kippen. Ernst Gerlach vom Verband der kommunalen RWE-Aktionäre erklärte, er habe Aufforderungen von Kämmerern erhalten, den Dividenden-Vorschlag zu verhindern. „Wir werden alles prüfen“, sagte Gerlach zur WAZ. „Aus der Vergangenheit wissen wir, dass die Kommunen bei RWE-Hauptversammlungen häufig beinahe die Mehrheit der vertretenen Stimmen haben.“

RWE-Chef Peter Terium verteidigte die drastische Dividenden-Kürzung in einer Mitteilung. Es gehe darum, dass Unternehmen für „schwere Zeiten zu rüsten“. Für 2016 rechne der Vorstand mit weiteren Ergebnisrückgängen.