Washington. Dürre, Waldbrand, Sturm – Wetter-Katastrophen in Amerika nehmen zu. Die Klimaschutzpolitik bleibt davon seltsam unberührt. Für Republikaner ist die Senkung der Treibhausgas-Emissionen Teufelszeug - und der Präsident meidet das Thema
Kein halbes Jahr her, da wandte sich Rick Perry in seiner Verzweiflung öffentlich an höhere Mächte. Als sich in Texas eine Hitzeglocke über das weite Land zu legen begann, verordnete der streng gläubige Gouverneur des Bundesstaates im Süden der USA seinen Landsleuten drei Tage lang Beten. Der ersehnte Regen blieb trotzdem aus. Texas und weite Teile des Südgürtels der Vereinigten Staaten erlebten eine der größten Dürren seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Existenzvernichtende Ernteeinbußen und Notschlachtungen von Viehherden waren die Folge. Wissenschaftler erklärten das Ausbleiben von gut einem Drittel des jahreszeitlich üblichen Niederschlags mit der fortschreitenden Erderwärmung. "La Niña", eine Wetter-Phänomen im pazifischen Ozean, habe die Regenzufuhr schlicht abgeschnitten.
Rick Perry hält das - Zitat - für “herbeigeredeten, erfundenen Murks”. In der Person des republikanischen Bewerbers um die Präsidentschaftskandidatur 2012 bündelt sich mit Blick auf den Weltklimagipfel in Durban wie unter dem Brennglas die Entschiedenheit vieler Amerikaner, weiter nicht zur Kenntnis zu nehmen, dass die Erderwärmung, wie Wissenschaftler betonen, menschengemacht ist und vor allem mit dem fortlaufend ansteigenden Ausstoß von Kohlendioxid zusammenhängt.
Dabei erzwingt der tägliche Blick in die US-Nachrichtensendungen eine andere Haltung. 2011 war für Amerika ein besonders einschneidendes Naturkatastrophen-Jahr. Die Zahl der überdurchschnittlich schweren Überflutungen, Hurrikans, Tornados, Brände und Dürren, die jeweils Schäden von einer Milliarde Dollar und mehr angerichtet haben, wird von der Klimabehörde NOAA mit 14 angegeben. Fast 700 Menschen ließen dabei ihr Leben. Zigtausende Hektar Ackerland wurden vernichtet. Weckruf genug, um politisch dagegenzusteuern? Das Gegenteil scheint der Fall zu sein. Durch die Bank stellen Umwelt-Organisationen fest, dass die amtierende Regierung unter dem Druck der Wirtschaftskrise und der politischen Blockademacht der Republikaner großen Bögen macht um gesetzliche Maßnahmen, die den Ausstoß von Treibhausgasen nennenswert reduzieren könnten. So ist es inzwischen in Teilen der veröffentlichten Meinung mehrheitsfähig geworden, die Umweltbehörde EPA, die klimafreundliche Auflagen durchsetzen soll, als Teufelswerk zu brandmarken, das den Wirtschaftsstandort USA im Vergleich zum Konkurrenten China unverantwortlich schwäche. Präsidentschaftskandidat Rick Perry plädiert gar für die Abschaffung der Behörde. Präsident Obama ist klimapolitisch leise geworden. Sätze wie “Die Nation, die in der Suche nach sauberer Energie führend ist, wird auch die Weltwirtschaft anführen”, sind von ihm nicht mehr zu hören. Stattdessen hat seine Regierung schärfere Maßnahmen gegen Smog verhindert und zusätzliche Ölbohrungen in der Arktis und im Golf genehmigt; für die Verfechter erneuerbarer Energien ein Rückschritt.
Für Rick Perry allerdings der einzig richtige Weg. In seinem Konzept für die Energierversorgung von morgen steht die Nutzung sämtlicher vorhandenen fossilen Energien in den USA an erster Stelle. Klimakatastrophen begegnet er mit Hilferufen gen Himmel. So war es auch, als nach der Dürre das Feuer kam. Anfang September standen um Austin/Texas fast 150 000 Quadratkilometer Land in Flammen. Tausende Häuser wurden zerstört. Die Feuerwehr kam mit dem Löschen nicht nach. Wassermangel. Der Gouverneur unterbrach kurz seinen Wahlkampf. Und rief zum Beten auf.