Düsseldorf. Aachen macht schon lange vor, wie gut Telenotärzte Leben retten können. Nun wird das Angebot auf ganz NRW ausgeweitet.
In Notfällen könnte künftig überall in NRW ein Arzt per Video zugeschaltet werden, der die Rettungssanitäter aus der Ferne unterstützt. NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU), Kommunalvertreter und Ärztekammern einigten sich am Dienstag darauf, ein flächendeckendes „Telenotarzt-System“ aufzubauen. Bis Ende 2022 soll in den fünf Regierungsbezirken mindestens ein Telenotarzt-Standort den Betrieb aufnehmen. Eines Tages sollen es zwischen zwölf und 16 Standorte sein. „An diesem Beispiel werden die Bürger sehen, dass die Digitalisierung viele Vorteile hat“, sagte Laumann.
In der Region Aachen werden Retter schon seit 2014 von Telenotärzten unterstützt. Sie helfen zum Beispiel bei der Entscheidung, ob ein Patient sofort Beatmungshilfe benötigt. Fünf Telenotarzt-Stellen sind in dieser Großstadt geschaffen worden. Sie begleiten aus der Ferne etwa 3000 Einsätze im Jahr, nicht nur in Aachen, sondern auch in den benachbarten Kreisen. Die Erfahrungen mit dem Angebot sind gut, in Ostwestfalen-Lippe wird es bereits getestet und soll dort im Jahr 2021 voll funktionieren. Dann könnten auch in Düsseldorf die ersten Telenotärzte in Einsätze geschickt werden.
Der Telenotarzt sieht alles: Puls, Atmung, Temperatur und natürlich den Patienten
Ein Telenotarzt wird mit einer Live-Schaltung in Bild und Ton in den Rettungswagen geschaltet. Er kann den Patienten – zum Beispiel ein Unfallopfer – und dessen „Vitaldaten“ sehen: Blutdruck, Puls, Atmung, Körpertemperatur. Zwar könne nicht ausgeschlossen werden, dass der Kontakt in einem Funkloch abreißt. Aber die Übertragungsgeräte sind mit drei Simkarten für eine „maximal mögliche Netzabdeckung“ ausgestattet, erklärte Anja Sommer von der Stadt Aachen. Die Ausfallquote des Telenotarztes sei „sehr gering“.
Gerade auf dem Land könnte der Telenotarzt „Versorgungslücken schließen“, sagte Hans-Albert Gehle, Präsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe. Aber auch in Großstädten sei die Unterstützung durch Telenotärzte willkommen. In Gelsenkirchen habe es vor 30 Jahren eine bis zwei „Notarztlagen“ pro Nacht gegeben, heute vier bis fünf
Versorgung soll besser werden
Martin Klein, Chef des NRW-Landkreistags, erwartet, dass die landesweite Einführung von Telenotärzten „kein Sparprogramm“ wird. Sie müsse, im Gegenteil, die Notfallversorgung verbessern. Der Gesundheitsminister versprach, dass Telenotärzte die bisherige Versorgung ergänzen und nicht einschränken werde. In vielen Fällen werde der Fern-Notarzt schneller beim Patienten sein als einer, der erst noch zum Einsatzort fahren müsse.
Die aufwändige Ausbildung der Mediziner übernehmen die Ärztekammern, die Kosten für die Standorte tragen die Krankenkassen.