Stuttgart. In der Diskussion über das Thema Homosexualität im Schulunterricht meldet sich auch die NRW-Schulministerin Sylvia Löhrmann zu Wort. Sie sieht die Erziehung zu Toleranz als wichtigen Bestandteil des Unterrichts. Nach dem Coming-Out von Thomas Hitzlsperger schlägt das Thema hohe Wellen.

Die Erziehung zu Offenheit und Toleranz gegenüber sexueller Vielfalt gehört für die nordrhein-westfälische Schulministerin Sylvia Löhrmann zu den Bestandteilen des Unterrichts. Die schulische Sexualkunde könne einen Beitrag leisten zur Beseitigung von Diskriminierung von homo-, bi- und transsexuellen Menschen, teilte die Grünen-Politikerin am Freitag auf Anfrage mit.

Im Netzwerk "Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage" widmen sich laut Löhrmann rund 350 NRW-Schulen Projekten gegen Diskriminierung, Mobbing und Gewalt. Die Ministerin nannte außerdem die NRW-Initiative "Schule ohne Homophobie - Schule der Vielfalt". Diese setze sich dafür ein, dass an Schulen in NRW mehr für die Akzeptanz von unterschiedlichen Lebensweisen getan werde.

"Aufgabe der Schulen ist es, Schülerinnen und Schüler altersgemäß mit den biologischen, aber auch mit den ethischen, sozialen und kulturellen Fragen von Sexualität vertraut zu machen", erläuterte Löhrmann die entsprechenden Regeln aus dem Schulgesetz. Der Sexualkunde-Unterricht ergänze die Sexualerziehung der Eltern. "Über Ziel, Inhalt und Methoden werden die Eltern in Nordrhein-Westfalen von der Schule informiert", erklärte die Ministerin.

Für die Sexualerziehung an den Schulen zwischen Rhein und Weser gelten Richtlinien aus dem Jahr 1999. In einem Abschnitt geht es auch um das Thema sexuelle Orientierung.

Kirchen lehnen Aufwertung des Themas ab

In Baden-Württemberg will die grün-rote Landesregierung erreichen, dass das Thema Homosexualität im Unterricht ausführlicher behandelt wird. Die großen Kirchen lehnen eine von der grün-roten Landesregierung geplante Aufwertung des Themas in der Schule strikt ab. Kinder und Jugendliche dürften bei ihrer Suche nach der sexuellen Identität nicht beeinflusst werden, erklärten die katholische und evangelische Kirche am Freitag in Freiburg. Der Bildungsplan müsse sich am christlichen Menschenbild der Landesverfassung und des Schulgesetzes orientieren.

Die Kirchen unterstützen damit indirekt eine Online-Petition gegen die Absicht der Landesregierung, die "Akzeptanz sexueller Vielfalt" als Ziel im Bildungsplan 2015 festzuschreiben. Die Unterstützerzahl dieser Petition wuchs bis Freitagmittag auf mehr als 80 000 wuchs.

Widerstand gegen die Petition im Netz

Im Netz regt sich derweil unter dem Twitter-Hashtag (Stichwort) "idpet" Widerstand gegen die Petition. Inzwischen haben Befürworter des Anliegens von Grün-Rot eine eigene Petition im Internet gestartet. Innerhalb von drei Tagen wurde sie von fast 9000 Menschen unterzeichnet.

"Die Petition gegen die Aufwertung des Themas Homosexualität im Schulunterricht ist der Vergangenheit verhaftet", kritisierte Landessozialministerin Katrin Altpeter (SPD). Das Coming-Out von Ex-Fußballprofi Thomas Hitzlsperger zeige, dass es in allen Bereichen Homosexualität gebe, auch in einer Männerdomäne wie dem Fußball. "Sein Bekenntnis finde ich gut und mutig. Je mehr Menschen das tun, desto mehr wird das zur gesellschaftlichen Normalität."

Landeskultusminister Andreas Stoch (SPD) erklärte auf Twitter: "Diskriminierung darf in unserer vielfältigen Gesellschaft keinen Platz haben."

Kirche beharrt auf Vorrang der Ehe von Mann und Frau

Der pietistische Flügel in der evangelischen Kirche warnte Grün-Rot davor, die Leitlinien im Grundgesetz verschieben zu wollen. Im Bildungsplan werde eine gleichwertige Darstellung von Homosexualität mit Ehe und Familie angestrebt. "Nach dem Grundgesetz und der Landesverfassung müssen Ehe und Familie absolute Priorität haben", sagte der Generalsekretär der Evangelischen Allianz, Hartmut Steeb. Die Organisationen in der Deutschen Evangelischen Allianz vertreten nach eigenen Angaben etwa 1,3 Millionen Menschen. (dpa)

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