Berlin.. Als Chef der Ethikkommission lobt Klaus Töpfer die Pläne der Koalition zum Atomausstieg. Nur den „Reserve-Reaktor“ lehnt der ehemalige Bundesumweltminister ab.
lehnt den Plan der Koalition ab, ein älteres Atomkraftwerk im „Stand-by-Betrieb“ weiterhin in Bereitschaft zu halten. „Wir haben das nicht vorgeschlagen, wir halten das für nicht empfehlenswert“, sagte der Kommissionsvorsitzende Klaus Töpfer (72) in Berlin.
Zuvor hatte er den Bericht des Gremiums an Kanzlerin Angela Merkel übergeben. Darin wird neben einem Atomausstieg binnen zehn Jahren ein grundlegender Umbau hin zu erneuerbaren Energien vorgeschlagen. Im Gespräch mit DerWesten zeigte sich Töpfer ansonsten zufrieden mit den Beschlüssen der Koalition. Er forderte aber auch grundlegende Überlegungen: „Bevor die Gesellschaft bestimmte ökonomische und technische Lösungen auswählt, muss sie Wertentscheidungen treffen.“
Die Folgen abwägen
Dazu gehört für Töpfer die Abwägung der möglichen Folgen der verschiedenen Technologien: „Hier plädieren wir für einen Weg der Energieversorgung, der geringere Risiken beinhaltet als die Atomkraft. Wenn es eine Wahl zwischen großen und kleineren Risiken gibt, sollten wir das geringere wählen.“
Für Töpfer ist klar, dass sich die Einschätzung der Atomenergie nach dem Unfall von Fukushima verändert habe. „Die Größe eines Risikos bemisst sich auch an der Risikowahrnehmung. Diese hat sich durch die dramatischen Ereignisse von Fukushima stark gewandelt“, betonte Töpfer. Man habe gesehen, „dass selbst ein technologisch führendes Land wie Japan Atomunfälle nicht beherrscht“.
German Angst?
Hinzu komme, dass man nach der Katastrophe von Tschernobyl nicht über die technologischen Alternativen verfügte, die man heute habe. Töpfer: „Nach Jahrzehnten der intensiven Forschung und Entwicklung besteht jetzt die Chance, unseren Energiebedarf aus erneuerbaren Quellen wie Wind und Sonne zu decken.“
Kein anderes Land der Welt peilt einen so schnellen Ausstieg aus der Atomkraft an, wie er sich nun in Deutschland abzeichnet. Ist das nicht eine neue Erscheinungsform der von unseren Nachbarn oft belächelten German Angst?
Töpfer sieht das nicht so. Er sagt: „Wir sehen in dem Weg, den wir vorschlagen, weniger einen Ausdruck übertriebener Furcht, als vielmehr die Chance, eine zukunftsträchtige Entwicklung zu verstärken. Bei den erneuerbaren Energien ist Deutschland ja heute schon einer der Vorreiter weltweit. Darin liege eine „enorme ökonomische Chance. Verfolgen wir diese Strategie konsequent weiter, wird sie uns künftig Wohlstand und Arbeitsplätze sichern“.