Mainz. Bei den Koalitionsverhandlungen würde sich die Mehrheit der Deutschen vermutlich auf die Seite der SPD schlagen. Das belegt das aktuelle ZDF-“Politbarometer“. Demnach plädieren mehr als 83 Prozent der Befragten für den flächendeckenden Mindestlohn. Auch bei Steuererhöhungen und Betreuungsgeld sind viele auf der Linie der Sozialdemokraten.

Vor den Koalitionsverhandlungen zwischen Union und SPD zeigen die Wähler bei strittigen Themen eine klare Meinungen. Laut dem am Freitag veröffentlichten ZDF-"Politbarometer" sind 83 Prozent für den von der SPD geforderten flächendeckenden Mindestlohn von 8,50 Euro und 69 Prozent für die von der SPD geforderte Erhöhung des Spitzensteuersatzes. 70 Prozent sind für die von der CSU geforderte Pkw-Maut für Ausländer.

Das auf Druck der CSU eingeführte Betreuungsgeld wird hingegen von einer Mehrheit abgelehnt. 59 Prozent der Befragten sind im Sinne der SPD gegen die Beibehaltung, nur 37 Prozent befürworten ein Festhalten an dieser Leistung.

Mehrheit wünscht sich Große Koalition

Bei den Koalitionsvorlieben unterstützt mit 61 Prozent der Befragten eine klare Mehrheit die Bildung einer Großen Koalition. Ein in den Sondierungsgesprächen ebenfalls diskutiertes schwarz-grünes Bündnis halten dagegen nur 14 Prozent für geeignet, die Probleme in Deutschland zu lösen. Damit liegt es noch hinter einem Bündnis aus SPD, Grünen und Linken, das 15 Prozent für geeignet halten würden.

Bei den Anhängern der Grünen ist nach der Sondierungsrunde eine deutliche Offenheit für künftige Bündnisse mit der Union auch auf Bundesebene festzustellen. 64 Prozent der Grünen-Anhänger sind dafür, sich stärker für diese Option zu öffnen. Bei den Anhängern der Union sind es sogar 76 Prozent.

FDP und Piraten kommen nur noch auf drei Prozent

In der politischen Stimmung gab es derweil kaum Veränderungen im Vergleich zum Wahlergebnis. Wenn am nächsten Sonntag gewählt würde, kämen CDU/CSU auf 42 Prozent, die SPD auf 26 Prozent, die Linke auf zehn Prozent und die Grünen auf acht Prozent. Die Euro-kritische Alternative für Deutschland (AfD) würde anders als bei der Wahl mit fünf Prozent Zustimmung den Sprung in den Bundestag schaffen, FDP und Piraten mit je drei Prozent hingegen nicht.

In den Top Ten der wichtigsten Politiker verloren fast alle Genannten leicht an Zustimmung. Vorne liegt demnach auf der Skala von plus fünf bis minus fünf weiter Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mit einem Wert von 2,4 (nach zuletzt 2,7). Gefolgt wird sie von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) (1,5 nach 1,7) und SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier (1,2 nach 1,3). SPD-Chef Sigmar Gabriel konnte leicht zulegen von 0,6 auf 0,7 und liegt nun gleichauf mit CSU-Chef Horst Seehofer. Schlusslicht bleibt der scheidende Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) mit einem Wert von minus 0,8.

Die Umfrage zum "Politbarometer" wurde von der Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen erstellt. Die Interviews wurden in der Zeit von Dienstag bis Donnerstag bei 1183 zufällig ausgewählten Wahlberechtigten telefonisch geführt. (afp)