Düsseldorf. Jeden Sommer müssen sich Bahn-Kunden auf Baustellen einstellen. Das Besondere jetzt: Neun-Euro-Ticket-Besitzer waren nicht eingeplant.

Nach dem Bahn-Chaos zu Pfingsten droht den Fahrgästen im Regionalverkehr der Bahn in Nordrhein-Westfalen im Sommer neuer Ärger. „Es gibt kaum eine wesentliche Strecke, die nicht bis in den Herbst von Bauarbeiten betroffen ist“, sagte Lothar Ebbers, Sprecher des Fahrgastverbandes Pro Bahn NRW, dieser Redaktion. Gerade unerfahrene Passagiere, zu denen viele Nutzer des günstigen Neun-Euro-Tickets zählen, sollten ihre Fahrten daher sorgfältig planen, um ans Ziel zu kommen.

Aufwändige Arbeiten im Raum Essen

Zum Beispiel müssen sich Fahrgäste zwischen dem 24. Juni und dem 4. Juli auf Zugausfälle, Umleitungen und geänderte Fahrtzeiten im Großraum Essen wegen Gleiserneuerungen einstellen. Betroffen sind dort die S-Bahn-Linien 1, 3, 6 und 9, die Regionalexpress-Linien (RE) 14 und 16 sowie die Regionalbahnen (RB) 33, 40, 42 und 49. Zwischen Juni und September führen umfangreiche Arbeiten rund um den Bahnknoten Altenbeken immer wieder zu Unterbrechungen in Richtung Paderborn und Kassel, was unter anderen die Nutzer des RE11 (Rhein-Ruhr-Express) und der RB 89 spüren werden.

Einen Überblick über die geplanten Bauarbeiten finden Bahnkunden auf den Seiten der Deutschen Bahn.

Auch der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr informiert Kunden über geplante Baustellen im Verbundgebiet.

Beeinträchtigungen auch in Düsseldorf

Der Ausbau der Betuwe-Strecke (Emmerich – Oberhausen) trifft Fahrgäste des RE 19 Ende August/Anfang September. Zwischen Halten und Dülmen werden zwischen dem 10. und 24. Juni Gleise und Weichen erneuert. Betroffen sind hier die Linien RE 2, 42 und die S9. Auf Nutzer des RE 10 wartet eine Vollsperrung zwischen Kleve und Krefeld zwischen dem 25. Juni bis 7. August. Wegen Bauarbeiten in Düsseldorf- Gerresheim kommt es in den ganzen Sommerferien zu Zugausfällen und Umleitungen zwischen Wuppertal und Düsseldorf. Dazu kommt das Risiko unvorhergesehener Schäden.

Die Arbeiten sind zur Ertüchtigung der Strecken und Anlagen notwendig und seit langer Zeit geplant. Allerdings hatten die Planer nicht auf dem Zettel, dass in diesem Sommer durch Nutzer des neuen Billigtickets womöglich nicht weniger Passagiere im Nahverkehr unterwegs sind als üblich. Die Zugausfälle dürften dazu führen, dass sich Fahrgäste in Bahnen auf Alternativstrecken drängten, die nicht über die entsprechenden Kapazitäten verfügten, befürchten Experten.

Immer mehr Bahn-Baustellen in NRW

„Es ist natürlich nicht möglich, Bauarbeiten wegen der kurzfristigen Einführung des Neun-Euro-Tickets auf einen späteren Zeitpunkt zu verlegen“, sagte ein Sprecher des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr (VRR).  Die Zahl der Bahn-Baustellen in NRW steige seit Längerem rapide an. Vor sechs Jahren seien es noch etwa 200 im Jahr gewesen, nun würden jährlich rund 1000 gezählt.

Lothar Ebbers von Pro Bahn NRW plant in diesem Sommer viele private Bahn-Fahrten in die Niederlande. Dort müsse man sich nicht ständig über Baustellen ärgern: „Sobald ich über die Grenze bin, habe ich es geschafft.“

Viele Fahrgäste auch am zweiten Juni-Wochenende

In NRW hat das 9-Euro-Ticket auch am zweiten Wochenende nach Einführung für mitunter volle Züge gesorgt. „Wie erwartet gibt es ein hohes Fahrgastaufkommen entlang touristischer Strecken“, sagte ein Sprecher der Deutschen Bahn am Sonntag in Berlin. Der Zugverkehr laufe stabil.

Die Deutsche Bahn habe Maßnahmen ergriffen, durch die deutlich mehr Züge, Sitzplätze, Busse und Service-Kräfte zur Verfügung stünden als in einem normalen Sommer. So habe man seit dem 1. Juni in NRW täglich mehr als 50 zusätzliche Züge im Einsatz. Dies bedeute rund 250 zusätzliche Fahrten pro Tag mit Regional- und S-Bahn-Zügen. (mit dpa)