Beirut.. Der Bürgerkrieg in Syrien und die Lage der bedrängten Christen in Nahost werden den Papst-Besuch in Beirut prägen. 17 Millionen Christen leben heute unter den 400 Millionen Muslimen des Nahen und Mittleren Ostens – ihre Zahl aber schwindet. Zu einem Freiluftgottesdienst werden 300.000 Gläubige erwartet.
Es ist die bisher brisanteste Reise des Papstes. Noch nie war Benedikt XVI. so nah an Gewalt und Blutvergießen, wie an diesem Wochenende bei seinem dreitägigen Besuch im Libanon. Noch nie war seine Botschaft so schwierig zu verkünden angesichts der Zukunftsangst der Christen, der neuen religiösen Konfrontationen im Nahen Osten und dem heillosen Bürgerkrieg im benachbarten Syrien.
Mehr als zehntausend Polizisten und Soldaten hat die libanesische Regierung mobilisiert. Schließlich hat es vor zwei Wochen im Libanon noch offene Gefechte mit Dutzenden von Toten zwischen Assad-Gegnern und -Anhängern gegeben. Er komme im Zeichen des Friedens, erklärte der Papst und forderte alle Konfliktparteien auf, auf Dialog und Versöhnung zu setzen und nicht auf Gewalt.
Christen auf dem Rückzug
Wie keiner seiner Vorgänger hat Benedikt XVI. Solidarität und Sorge um die orientalischen Kirchen zu einem Schwerpunkt seines Pontifikates gemacht. Im Oktober 2010 rief er 150 Patriarchen und Bischöfe der Region zu einer Sondersynode für die östlichen Kirchen in Rom zusammen – das erste Krisentreffen dieser Art in zweitausend Jahren Kirchengeschichte. Es sollte Wege suchen aus der „dramatischen Lage“ der Christen in der Region, in der einst die Weltreligion entstand. Das Schlussdokument will der Papst am Sonntag während eines Freiluftgottesdienstes im Zentrum von Beirut den Ortskirchen übergeben. 300 000 Gläubige werden erwartet.
17 Millionen Christen leben heute unter den 400 Millionen Muslimen des Nahen und Mittleren Ostens – ihre Zahl aber schwindet. Und so ging es auf der Synode vor allem darum, neue Wege in die Zukunft zu suchen, die eigene „Mission“ der Kirche im Orient auch angesichts des wachsenden islamischen Fundamentalismus neu zu überdenken. Am Samstag trifft der Papst im Präsidentenpalast in Baabda mit führenden Köpfen der Muslime im Libanon zusammen.
Bischöfe fordern Papst auf, sich in Syrien einzumischen
Eine päpstliche „politische Agenda“ im Blick auf Syrien werde es nicht geben, erklärte im Vorfeld der vatikanische Nuntius in Beirut, auch wenn „das syrische Drama einen langen Schatten auf den Besuch wirft“.
Anders sehen das die betroffenen Ortsbischöfe. So appellierte der in Damaskus residierende melkitisch-katholische Patriarch von Antiochien, Gregorius Laham III., an den Papst, sich als Vermittler in die syrische Tragödie einzuschalten, „die so viel Blut gekostet, so viel Schmerz und Hass angerichtet hat“.