Berlin. „Wir sind das Volk“ riefen die Ausländerfeinde in Clausnitz. Sie verkehren den demokratischen Satz in sein Gegenteil. Ein Kommentar.
„Wir sind das Volk“. Immer wieder, immer lauter, immer bedrohlicher. Die rund 100 Ausländerfeinde, die sich im sächsischen Clausnitz vor einem ankommenden Bus voll mit Flüchtlingen aufstellten, um sie mit diesem Satz zu begrüßen, haben es endlich geschafft. Was genau? Diesen einst so stolzen, trotzigen und demokratischen Satz ins Gegenteil zu verkehren.
„Wir sind das Volk“ geht jetzt in meinem Kopf herum, klingt nach und ich denke: Ihr seid alles andere. Ihr seid die, die Menschen Angst machen, die Tausende Kilometer überwunden haben, die vor Krieg, Hunger und Tod davon gelaufen sind. Die Männer, Frauen und Kinder zum Weinen bringen. Ihr seid die, die sogar Befriedigung dabei fühlen. Ihr seid die, die danach nach Hause oder ins nächste Gasthaus gehen und sich abfeiern, es den Ausländern mal so richtig gegeben zu haben. Fühlt Ihr euch so unterdrückt, dass Ihr es an den Schwächsten der Welt auslassen müsst? Herzlichen Glückwunsch, Ihr seid zum Fremdschämen.
Mir läuft es eiskalt den Rücken runter. Wenn ich daran denke, dass diese 100 Menschen von Clausnitz glauben, wir wären ein gemeinsames Volk. Wisst Ihr, wie euch das Volk jetzt nennt? Den grölenden Mob. Ihr seid gerade mal radikales Randvölkchen. Mit den stolzen Bürgern, die vor mehr als 25 Jahren mit dem Satz „Wir sind das Volk“ Mauern zum Einstürzen brachten, habt Ihr nicht das Geringste zu tun.