Dortmund.. Wer heute feststellt, dass sein Heizöl-Vorrat aufgebraucht ist, muss sich auf einen Preisschock einstellen. Über 90 Euro kosten 100 Liter Heizöl derzeit - soviel wie seit Jahren nicht mehr. Zudem müssen Kunden frühzeitig bestellen, denn viele Lieferanten haben mit Versorgungsengpässen zu kämpfen.

Die Kältewelle in Deutschland wirkt sich erheblich auf die Heizölpreise aus. Der Preis pro 100 Liter ist mit aktuell 93,20 Euro auf dem höchsten Stand seit dem Jahr 2008 angelangt. Das meldete gestern der Deutsche Mineralölwirtschaftsverband (MWV) auf WR-Nachfrage. „Die Verbraucher haben sich verspekuliert und kommen nun mit ihrem Vorrat nicht mehr über den Winter. Das treibt die Nachfrage in die Höhe“, sagte MWV-Sprecherin Karin Retzlaff. Die Versorgung aber sei gesichert, obwohl mit dem Rhein-Herne-Kanal spätestens morgen auch der letzte Kanal in NRW zugefroren und damit gesperrt sein wird.

In der Region wächst der Druck auf die Händler, schließlich wird ein Großteil des Heizöls über den Wasserweg transportiert. „Am Mittwoch ist das letzte Tankschiff im Dortmunder Hafen angekommen. Davon haben wir keinen Tropfen abbekommen“, sagte Heizöl-Lieferant Heino Happe aus Dortmund. „Die Ladung war verkauft, noch bevor das Schiff angelegt hatte.“

Viele Kunden sitzen im Kalten

Zig Kunden säßen inzwischen im Kalten. Karl-Heinz Wald, Sprecher von „aws WärmeService“ mit Sitz in Dortmund, befürchtet keinen Öl-Engpass, berichtet aber von Auslieferungszeiten zwischen acht und zehn Tagen, normal seien zwei Tage. „Wir liefern derzeit die zweifache Menge als an normalen Tagen“, sagte Wald.

Die Lage wird sich weiter zuspitzen, denn die Aussichten für den Schiffsverkehr sind in den nächsten Tagen düster. Bis gestern wuchs die Eisdecke auf den Kanälen auf 20 Zentimeter an, und ungezählte Schleusentore froren zu. „Das sind Extremsituationen wie zuletzt im Winter 1996“, sagte Dirk Rademacher, Sprecher des Wasser- und Schifffahrtsamtes in Duisburg. Besserung ist nicht in Sicht, wie Rademacher erklärte: „Damit die Eisdecke schmilzt und Schiffe wieder fahren können, brauchen wir eine Woche Plusgrade ab fünf Grad.“

Die Verbraucherzentrale NRW rät, sich für den Heizölkauf mit Nachbarn zu Einkaufsgemeinschaften zusammenzuschließen. „Die Händler haben Mengenstaffeln“, so Energieexperte Udo Peters. „Je mehr man kauft und je länger die Lieferzeit anberaumt ist, desto weniger muss man zahlen.“ Sparen könne man auch, wenn man die Heizung nicht ganz so hoch drehe: „Schon ein Grad Celsius spart sechs Prozent Heizenergie.“