An Rhein und Ruhr. Viele Menschen sind in Kurzarbeit. Das Geld für die Miete wird knapp. Auch deswegen steigt die Zahl derjenigen, die staatliche Hilfe brauchen.


Die
Corona-Krise
und eine zu Beginn des Jahres in Kraft getretene Reform haben die Zahl der Menschen, die Wohngeld beantragen und beziehen in diesem Jahr sprunghaft ansteigen lassen. Das berichten die Kommunen an Rhein und Ruhr. Der Mieterbund NRW fordert grundsätzlichere staatliche Maßnahmen, um das Wohnen erschwinglich zu halten.

Das Wohngeld ist ein von Bund und Ländern finanzierter Zuschuss für Mieter und Eigentümer, deren Einkommen nicht ausreicht, um die Miete oder die Lasten eigenen Wohnraums zu bezahlen.

Kurzarbeit durch die Corona-Krise

Anfang des Jahres wurden das Wohngeld erstmals seit vier Jahren wieder erhöht und der Kreis der Anspruchsberechtigten erweitert. Zugleich haben viele Menschen in der Corona-Krise Einkommenseinbußen hinnehmen müssen, weil sie beispielsweise in Kurzarbeit geschickt wurden oder ihre Mini-Jobs verloren haben.


Die Folge: ein immenser Anstieg der Anträge auf Wohngeld. In Düsseldorf beantragten bis Ende Oktober laut städtischen Angaben 12.432 Menschen den Zuschuss, das waren 35,5 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. In Oberhausen betrug der Anstieg 32 Prozent, in Essen 31,5 Prozent, in Wesel waren es 31 Prozent, in Moers rund 23 Prozent und in Duisburg in den ersten acht Monaten dieses Jahres 17 Prozent.

Die von den Kommunen weitergeleiteten Summen belaufen sich auf einen hohen Millionenbetrag. Allein in Düsseldorf wurden bis Ende November 19,3 Millionen Euro Wohngeld ausgezahlt (ein Plus von 32,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr), in Oberhausen ist die Gesamtsumme bislang sogar um 86 Prozent von 2,9 auf 4,2 Millionen Euro gestiegen.

Manche Kommunen stellt die Flut der Anträge in der personalintensiven Corona-Zeit vor eine Herausforderung. „Bei unserer Personalsituation haben wir Probleme, die Abarbeitung der Anträge zu stemmen“, räumt Thorsten Schröder, Sprecher der Stadt Moers, ein.

Mieterbund fordert Preisbremse bei Mieten

Beim Mieterbund NRW sieht man die Entwicklung kritisch. Zwar habe die Wohngeldreform ihr Ziel erreicht, den Kreis der Anspruchsberechtigten zu erweitern, sagt Geschäftsführerin Sarah Primus. Aber es werde deutlich: „Immer mehr Menschen können sich Wohnen nicht aus eigenen Kräften leisten“. Zumal die Mieten auch in der Corona-Zeit in den großen Städten weiter gestiegen seien.


Deswegen, so Primus, brauche es „grundsätzlichere Entscheidungen“. Sie plädiert für mehr
öffentlich gefördertes Bauen
und für eine Preisbremse damit Mieten bezahlbar bleiben. „Schließlich ist es für niemanden schön, zum Amt laufen zu müssen.“